Bleibt der HSV auch in Frankfurt torlos, wäre der Negativ-Rekord perfekt. Van der Vaart soll das zuletzt paralysierte Angriffsspiel beleben.

Hamburg. Diesmal ging es weder um das Kleid seiner Frau Sylvie noch um Sohnemann Damians künftigen Verein oder gar die Größe der künftigen Bleibe der neuen Hamburger Prominenz. Sondern um Fußball. Endlich.

Drei Tage vor seiner Premiere bei Eintracht Frankfurt (So., 17.30 Uhr) hielt Rafael van der Vaart Hof und durfte über sportliche Fragen plaudern. Freimütig gestand der Niederländer dabei ein, dass ihn die Nichtberücksichtigung durch den neuen Bondscoach Louis van Gaal zu den jüngsten Länderspielen arg geschmerzt habe: "Wenn man 100 Einsätze hinter sich hat und dann nicht eingeladen wird, tut das schon weh, ich war sehr enttäuscht. Aber van Gaal meinte, ich sei nicht fit genug." Sein Gesicht sprach Bände, welche klare Meinung er dazu hatte.

Umso motivierter ist der 29-Jährige, über gute Leistungen im HSV-Trikot schnell wieder die Rückkehr in die "Elftal" zu schaffen - vor allem aber, den negativen Trend der noch jungen Saison umzukehren: null Punkte und null Tore nach zwei Spielen, saisonübergreifend warten die Hamburger sogar seit vier Bundesliga-Partien auf ein Erfolgserlebnis. Nach dem 1:1 gegen Nürnberg (Torschütze Heung Min Son) spielte der HSV zum Ende der Serie 0:0 gegen Mainz und verlor 0:1 gegen Augsburg, um dann mit einem 0:1 gegen Nürnberg und dem 0:2 in Bremen zu starten.

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Eine solche Negativserie von vier komplett torlosen Spielen gab es in der über 49-jährigen Geschichte des Klubs erst fünfmal: in den Serien 1971/72, 1991/92, 1994/95, 1999/00 und 2007/08. Fünf Begegnungen ohne Treffer wären ein historischer Negativrekord.

Aber auch was die Minuten ohne Tore betrifft, droht eine neue Bestmarke. Länger als 391 Minuten, also über sechseinhalb Stunden, mussten HSV-Fans erst zweimal warten: Vor Herbert Waas' Treffer am 20. Spieltag der Saison 1991/92 gegen die Stuttgarter Kickers blieb der HSV 404 Minuten ohne Treffer, am 28. Spieltag der Saison 99/00 beendete Martin Groth gegen Hansa Rostock die Serie von 473 Minuten.

Vor allem mit van der Vaart soll nun das zuletzt paralysierte Angriffsspiel neu belebt werden. Dass mit seinem Namen solch große Hoffnungen verbunden sind, ist bei einem Blick auf seine erste Saison beim HSV 2005/06 nachvollziehbar. Alle acht Auswärtsspiele, in denen der Techniker auf dem Platz stand, konnten die Hamburger damals gewinnen. Er selbst steuerte damals sechs Treffer bei (plus eine Torvorlage).

Im vertrauten 4-2-3-1-System von Trainer Thorsten Fink soll van der Vaart als eine Art "9,5" agieren, also als zweite hängende Spitze hinter Artjoms Rudnevs und vor den beiden weiteren Neuzugängen Petr Jiracek und Milan Badelj. Während der laufstarke Tscheche als taktischer Sechser vor allem defensiv für Stabilität sorgen soll, gilt der Kroate eher als Achter, der van der Vaart beim Aufbau unterstützen wird. "In Bremen waren wir nicht kompakt genug, das müssen wir verbessern, künftig weniger Räume zulassen", fordert der Niederländer.

Beim Training ließ Fink seine Stammformation intensiv Laufwege üben, damit sich vor allem das Trio van der Vaart, Jiracek und Badelj zu einer Art "magischem Dreieck des HSV" entwickeln kann. Schließlich haben die Spieler bisher kaum miteinander proben können. Während van der Vaart die vergangenen Tage für die Integration nutzen konnte, fehlten Jiracek (Nationalmannschaft) und Badelj (Muskelverletzung). Letzterer überstand gestern problemlos den ersten Härtetest und soll heute die komplette Einheit absolvieren, nachdem er am Donnerstag reduziert trainierte. Wie erwartet wird Zhi Gin Lam anstelle des kranken Dennis Aogo auf die Linksverteidiger-Position rücken, Heung Min Son darf im rechten Mittelfeld auflaufen.

Obwohl diese Profis genauso wichtig für einen Erfolg des HSV bei den zweimal siegreichen Hessen sein werden, sind am Sonntag alle Augen auf van der Vaart und seine Premiere gerichtet. Wie er denn den gewaltigen Hype um seine Person und Sylvie nach seiner Verpflichtung empfand? Offensichtlich als wenig störend. "So ist das, wenn man eine bekannte Frau hat", entgegnete er lässig. "Wir versuchen das zu trennen, können damit umgehen. Sylvie macht ihr Ding, ich meines." Ohne einen kleinen Ausflug in den nichtsportlichen Bereich geht es dann noch nicht, wenn der Gesprächspartner van der Vaart heißt.