Ein Kommentar von Peter Wenig

Auf den ersten Blick klingt die Forderung völlig überzogen. Fast 700 Euro sollte ein HSV-Anhänger zahlen, weil er seine Tickets für das Spiel gegen den FC Barcelona über das Internetportal Ebay weiterverkaufen wollte. Zockt der HSV, sportlich ohnehin in der Bredouille, nun auch noch seine treuen Fans ab? Begibt sich der Traditionsklub in die traurige Gesellschaft von dubiosen Internetfirmen, die mit miesen Abmahntricks ahnungslose Kunden ausnehmen?

Nein, der Fall HSV liegt anders. Die Klubführung handelt hier sogar als guter hanseatischer Kaufmann, indem sie den Schwarzmarkt energisch bekämpft. Der Handel mit völlig überteuerten Tickets breitet sich derzeit in der Boombranche Bundesliga wie ein Krebsgeschwür aus. Mit freier Marktwirtschaft hat das Geschäftsgebaren der Schwarzhändler nichts zu tun. Ihre enormen Aufschläge können sich nur noch wenige leisten - der Fan mit kleinem Geldbeutel, angewiesen auf günstige Tickets zum Originalpreis, schaut in die Röhre.

Die Ausrede, man sei halt plötzlich verhindert und müsse seine Karte via Internet verscherbeln, zieht nicht. Zum einen gestattet der HSV, sein Ticket im Freundeskreis zum regulären Preis abzugeben - sogar mit einem kleinen Aufschlag. Zum anderen kann jeder Dauerkartenkunde ein Ticket für ein bestimmtes Spiel über ein Verkaufsportal des Klubs anbieten.

Zu hoffen bleibt, dass der HSV auch den juristischen Kampf gegen die professionellen Online-Ticketplattformen gewinnt. Für sie sollte es nur noch eine Karte geben: die Rote.