Der HSV startet in das Abenteuer Südkorea und kalkuliert in dieser Bundesliga-Saison mit einem Mittelfeldplatz. HSV setzt auf Teamgeist.

Hamburg. Per Skjelbred konnte den Beginn des kleinen Abenteuers kaum noch erwarten: Um kurz vor sieben Uhr war der Norweger der erste HSV-Profi im Terminal 2. Als das Team dann um 8.40 Uhr abhob, um über München nach Seoul zu fliegen, waren bis auf Gojko Kacar (Reha), Jaroslav Drobny (EM-Urlaub), Slobodan Rajkovic (suspendiert) und Macauley Chrisantus (nicht berücksichtigt) alle Spieler an Bord. Nach der gegen sieben Uhr Ortszeit geplanten Ankunft in Suwon wollte Thorsten Fink um zehn Uhr gleich ein leichtes Trainings ansetzen (drei Uhr nachts in Deutschland). "Das ist nicht nur ein Trip für die Sponsoren", machte der HSV-Trainer deutlich, "wir wollen im Training richtig Gas geben." Die Wetteraussichten in Südkorea bremsten allerdings die Vorfreude: Zwar werden jeden Tag Temperaturen bis zu 27 Grad erwartet, aber auch regelmäßige, teilweise heftige Regenschauer. "Dann wird das eben auch ein gutes Willentraining", machte sich Fink Mut.

Eine Ansage, die auch für Gökhan Töre galt, dessen wahrscheinlicher Wechsel - Rubin Kasan ist interessiert - noch nicht abgeschlossen ist. Fink kündigte an, dass auch der Deutsch-Türke, der in Kiel nicht zum Einsatz gekommen war, beim Peace-Cup spielen soll.

+++ "Der HSV hat in Südkorea viele Chancen" +++

Frank Arnesen blieb dagegen noch in Hamburg und wird voraussichtlich erst am Donnerstag nach Asien fliegen. Der HSV-Sportchef nutzte den Montag, um sich eine Stunde lang mit Slobodan Rajkovic auszutauschen, der sich im Training mit Heung Min Son geprügelt hatte. "Ich werde in Südkorea mit Thorsten Fink über die Angelegenheit reden, danach werden wir eine Entscheidung treffen", kündigte Arnesen an. Der Serbe trainierte gestern wie angekündigt zweimal mit der U23-Mannschaft des HSV. "Ich werde versuchen, ihn ein bisschen aufzubauen", sagte Nachwuchstrainer Rodolfo Cardoso.

Natürlich war Rajkovic auch innerhalb der Mannschaft ein großes Thema. Für Kapitän Heiko Westermann kam das harte Durchgreifen der sportlichen Führung wenig überraschend: "Uns wurde dieses Jahr angekündigt, dass ganz genau hingeschaut wird", sagte der Defensivmann. "Aggressivität ist super, man soll sich puschen, aber Handgreiflichkeiten sind fehl am Platz."

Nach der mehr als durchwachsenen Saison setzt der HSV auf Teamgeist, auf Charakterstärke. "Es wird zwar immer noch viel davon geredet, was wir nicht haben, aber ich bin davon überzeugt, dass wir als Mannschaft besser aufgestellt sind", sagt der HSV-Vorsitzende Carl Jarchow, der mit seinem Vorstandskollegen Joachim Hilke am Nachmittag nach Seoul flog. "Was wir haben: Die drei Neuen sind eine gute Ergänzung. Diejenigen, die bleiben, haben Erfahrungen gemacht, von denen sie profitieren können, was dazu führt, dass wir als Mannschaft stabiler sein werden." Ein weiteres Plus: "Wir sind mit Thorsten Fink und seinem Team sehr gut aufgestellt. Sie haben die Chance, die komplette Vorbereitung mit dem Team durchziehen zu können. Auch Frank Arensen kennt die Bundesliga besser." Der Trip nach Südkorea ist auch in finanzieller Hinsicht äußerst lukrativ, schließlich geht es beim Peace-Cup um eine Million Euro Siegprämie. Nachdem der HSV in den vergangenen zwei Geschäftsjahren ein Minus eingefahren hat, strebt der HSV mit Macht eine schwarze Null an. Der Gesamtetat soll sich bei etwa 130 Millionen Euro einpendeln, was bedeutet, dass die Ausgaben für die Profiabteilung (zuletzt 40 Millionen Euro) nicht steigen dürfen. "Wir werden den Etat für die Profis stabil halten", sagt Jarchow denn auch.

Bei den vorläufigen Etatplanungen setzte die HSV-Führung nicht wie früher einem angestrebten Tabellenplatz an, sondern kalkuliert vorsichtig mit 45 Bundesliga-Punkten, was im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre zu Rang neun reichte. Der Tabellenplatz ist relevant für das Errechnen der TV-Gelder. Eine spürbare Verbesserung der Liquidität erhofft sich der HSV durch das "Strecken" der Stadionfinanzierung bis 2021. "Wenn wir mit den Banken zum Abschluss kommen, haben wir in den kommenden zwei Jahren einen zusätzlichen einstelligen Millionenbetrag zur Verfügung", sagt Jarchow.

Im DFB-Pokal rechnet der HSV mit dem Erreichen der dritten Runde. Ein Ausscheiden gegen Zweitliga-Absteiger Karlsruhe würde sofort ein finanzielles Loch von mehreren Hunderttausend Euro in die HSV-Kasse reißen. Kein Wunder, dass Fink auf die Frühform seiner Spieler hofft und in Südkorea keine Freizeitaktivitäten für die Mannschaft vorgesehen sind.