Heute treffen Zidane, Cannavaro & Co. in Hamburg auf ein Allstar-Team des HSV - Papierkugel-Pechvogel Gravgaard ist auch dabei.

Hamburg. Sein Name steht für die Schönheit und Eleganz dieses Sports. Nur einfach Fußball gespielt hat Zinédine Zidane während seiner Karriere nie, sondern eher den Fußball zelebriert. Zu seinen Füßen fühlte sich der Ball wohl, hieß es mit Recht. Was den nach Diego Maradona wohl weltbesten Regisseur aller Zeiten aber genauso auszeichnete, waren seine grandiosen Antizipationsfähigkeiten. Bevor der Ball überhaupt bei ihm landete, wusste Zidane stets, wohin er ihn weiterleiten würde.

2006, mit dem 4:6 nach Elfmeterschießen gegen Italien verlorenen WM-Finale in Deutschland, beendete der Franzose seine Karriere im Alter von 34 Jahren. Viel zu früh, meinten viele, obwohl seine Schnelligkeit und Dynamik nachgelassen hatten. Seitdem stellt der Weltmeister von 1998 und jetzige Sportdirektor von Real Madrid seine Ausnahmefähigkeiten nur noch in Wohltätigkeitsspielen unter Beweis, wie heute (19.05 Uhr/Sport 1 live) im Volkspark beim "Match against Poverty", wenn ein HSV-Allstar-Team auf eine Weltauswahl trifft, um auf die Armut in Afrika aufmerksam zu machen.

Träumen von den Europa-League-Rängen verboten

Fado im Herzen

Zidane nimmt seine Aufgabe sehr ernst. "Ich war selbst vor drei Wochen in Nigeria und Mali", erzählte er bei "HSV total!". "Es ist für mich sehr wichtig, direkt zu den Betroffenen zu gehen und zu schauen, was mit dem Geld passiert, das wir durch das Match zusammenbekommen."

Die Idee für die Kampagne gegen die Armut hatte aber einst nicht Zidane, sondern Ronaldo. Der Brasilianer unterstützte ein Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und fragte bei seinem früheren Kollegen von Real Madrid an, ob er nicht ebenfalls Botschafter werden wolle. Zum neunten Mal wird dieses Match nun schon ausgetragen, nach 2005 (in Düsseldorf) zum zweiten Mal in Deutschland. "Hamburg hat uns das beste Angebot gemacht", sagt Zidane, "ich bin sehr froh, hier spielen zu können."

Die allerbesten Erinnerungen an das Stadion und den HSV dürfte Zidane allerdings nicht haben. Beim legendären 4:4 der Hamburger gegen Juventus Turin am 13. September 2000 verspielte er mit seinem Team eine 3:1-Führung. Noch schlimmer kam es beim Rückspiel in Turin, als sich die dunkle Seite seines Spiels offenbarte: Nach einer Tätlichkeit gegen Jochen Kientz musste er vorzeitig vom Platz. Schon damals zeigte sich seine Neigung, Aggressionen gegen Gegenspieler mit Kopfstößen auszudrücken - wie auch 2006, als er in der Verlängerung des WM-Finales nach seinem Ausraster gegen Marco Materazzi Rot sah. Es war der 14. und letzte Platzverweis seiner Karriere. Zidanes Gewaltausbrüche standen in krassem Gegensatz zu seinem abseits des Platzes so zurückhaltenden, fast scheuen Auftretens. Ein Entertainer war der Techniker eben immer nur auf dem Rasen.

Der Einsatz gegen die Armut in Afrika bringt nun die einstigen WM-Gegner zusammen. Bereits gestern Abend schwebte Fabio Cannavaro aus Dubai in Hamburg ein. Der 38-Jährige führte sein Land in Berlin als Kapitän zum Titelgewinn. Den freien Abend nutzte Cannavaro, der inzwischen den Al-Ahli-Klub als Sportchef berät, zu einem Besuch beim Italiener. Ein großes Hallo gab es, als er das Restaurant "da Remo" in Eppendorf betrat. Spontan gab er sogar ein Interview in der Küche, inmitten von Kochtöpfen.

"Das letzte Mal, als ich in Deutschland war, nahm ich die WM-Trophäe mit", sagte Cannavaro, "dieser Tag war natürlich der größte in meiner Karriere, mit nichts zu vergleichen." Eine Ehre sei es, mit diesen vielen großen Spielern auflaufen zu dürfen, aber über das WM-Endspiel werde er mit Zidane nicht sprechen, schon gar nicht über dessen Platzverweis: "Diese Dinge lasse ich ruhen, das ist vergessen. Italien hat damals gewonnen, nur das zählt."

WM-Atmosphäre ging auch von einem Weltenbummler aus, der ebenfalls im Restaurant speiste. Bora Milutinovic. Der 67-jährige Serbe, der heute die Weltauswahl trainiert, leitetet fünf verschiedene Nationen bei Weltmeisterschaften: Mexiko (1986), Costa Rica (1990), USA (1994), Nigeria (1998) und China (2002). Inzwischen berät er Katar für die WM 2022 und kündigte launig an: "Bei diesem Turnier ist meine nächste Nation dran."

Dem Spiel in der Imtech-Arena noch mehr Glanz verleihen weitere Weltmeister wie Thomas Berthold (1990), Fabien Barthez und Robert Pires (1998). Doch auch der HSV bietet eine illustre Auswahl an, angeführt von Vize-Weltmeister Manfred Kaltz. Neben der Rückkehr von gerne gesehenen Größen wie Mehdi Mahdavikia, Jörg Albertz oder Collin Benjamin (siehe Liste rechts) leisten sich die Hamburger in ihrem Aufgebot auch einen Exoten: Michael Gravgaard. Der Däne wurde beim Rückspiel des Uefa-Cup-Halbfinales gegen Werder Bremen das Opfer einer Papierkugel, weshalb ihm der Ball vom linken Fuß ins Toraus sprang. Der folgende Eckball führte zum dritten Bremer Treffer, der HSV schied aus.

In letzter Minute sagte überraschend auch noch Ivica Olic (Bayern München) zu, während Anthony Yeboah seinen Besuch kurzfristig absagen musste. Bislang wurden 20 000 Tickets verkauft. Karten (8 bis 20 Euro, ermäßigt fünf Euro) gibt es heute ab 15 Uhr an den Tageskassen rund ums Stadion.