Stille Nacht, heilige Nacht ... Es sieht vor den letzten beiden Bundesligaspielen vor der Winterpause ja so aus, als würde der HSV vor besinnlichen Festtagen stehen. Thorsten Fink hat es möglich gemacht, die Wogen sind erst einmal geglättet. Und Stille ist das Stichwort: Um Frank Arnesen ist es zuletzt merklich ruhiger geworden. Dabei gab es zu Saisonbeginn noch viele Kritiker, die dem Sportchef vehement und permanent Ahnungslosigkeit unterstellten - lautstark sogar. Stimmen, die nicht nur aus Hamburg kamen, sondern aus ganz Deutschland. Jeder selbst ernannte Fußball-Experte, der vor einem Mikrofon saß, fühlte sich gemüßigt zu sagen: "Der Arnesen hat keine Ahnung von der Bundesliga, Arnesen kennt keine deutschen Spieler, nur deshalb kauft Arnesen die No-name-Spieler von Chelsea ein." Im Dutzend billiger.

Und heute? Keine Spur mehr von Kritik an Frank Arnesen. Im Gegenteil. Trainer Fink, der den HSV mit dem "Fink-Faktor" von ganz unten (tiefer ging es nicht mehr) ins Mittelfeld gebracht hat, sagt in diesen Tagen immer: "Ein guter Dirigent kann aus einer Dorfkapelle kein gutes Orchester machen. Er kann die Dorfkapelle nur verbessern." Der neue Coach weiter: "Der HSV hat aber Qualität, ich habe versucht, diese herauszukitzeln, bislang läuft es gut, ich bin zufrieden und habe viel Spaß."

Mit Leuten, die Frank Arnesen geholt hat. Slobodan Rajkovic, Michael Mancienne, Jacopo Sala und Gökhan Töre kamen von Chelsea - zu einem lächerlichen Schleuder-Gesamtpreis von drei Millionen Euro. Jeffrey Bruma, der fünfte Chelsea-Mann, konnte leider nur ausgeliehen werden - Kaufsumme zu hoch. Zudem holte Arnesen den Norweger Per Ciljan Skjelbred und den Lauterer Ivo Ilicevic. Sechs Namen, mindestens drei "Kracher" - das hat Applaus verdient. Töre kam, spielte und hat seinen Wert quasi über Nacht drastisch erhöht; der Deutsch-Türke könnte am Saisonende bereits einen zweistelligen Millionenwert erreicht haben. Ähnlich dürfte es mit Bruma, Rajkovic und Ilicevic laufen.

Mancienne hält mit, Skjelbred wird noch kommen, Sala hatte durch seine lange Verletzungszeit viel Pech. Deswegen Kompliment, Herr Arnesen, Sie haben mit Auge und ohne viel Geld super eingekauft. Sie haben sich ruhige, stille Festtage verdient.