2006 schenkte der frühere HSV-Vorstand Bernd Hoffmann Uwe Seeler zum 70. Geburtstag 70.000 Euro - gezahlt wurde aber bis heute nicht.

Hamburg. Das Geschenk für Uwe Seeler am Sonnabend war generös. Während der Feierlichkeiten anlässlich seines 75. Geburtstags überreichte der HSV-Vorsitzende Carl Jarchow einen überdimensionierten Scheck der Sparda-Bank, ausgestellt zugunsten der Uwe-Seeler-Stiftung in Höhe von 75.000 Euro. Der Betrag war leicht nachvollziehbar: für jedes Lebensjahr 1000 Euro. Die Summe wurde schon vergangene Woche überwiesen. Mithilfe von Sponsoren übernahm der Verein zudem die Gesamtkosten für das Fest mit 330 Gästen in der Platin Lounge der Osttribüne.

Vor fünf Jahren spielte sich eine fast identische Szene ab, allerdings mit anderen Darstellern und in noch größerem Rahmen. Zur von Monica Lierhaus moderierten, vierstündigen Veranstaltung zu Seelers 70. Geburtstag im VIP-Zelt vor dem Stadion strömten 600 Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Sport. Obwohl die Party viel größer wurde als geplant und damit auch deutlich teurer, entschloss sich die Klubführung mit dem damaligen Vorsitzenden Bernd Hoffmann dazu, dem berühmtesten Spieler des Vereins auch noch Bares für seine Stiftung zu schenken. Anders als am vergangenen Wochenende war der von Hoffmann übergebene Scheck handgemalt und trug die Aufschrift "70.000 - Der HSV GRATULIERT". Dr. Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), packte zur Feier des Tages noch einmal 30.000 Euro drauf, sodass sich Seeler über insgesamt 100.000 Euro für seine Stiftung freuen durfte.

+++ Das Abendblatt-Dossier zum 75. Geburtstag von Uwe Seeler +++

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Das Tuschelthema am vergangenen Wochenende während Seelers 75. Geburtstags waren jene 2006 versprochenen 70.000 Euro. Denn: Während der DFB seinen Anteil überwies, unterblieb nach Abendblatt-Information die Zahlung des HSV.

Von der Uwe-Seeler-Stiftung gab es am Montag auf Anfrage keine Auskunft über den Vorgang, was nachvollziehbar ist, schließlich verbieten datenschutzrechtliche Gründe die Auskunft über geflossene (oder eben nicht geflossene) Gelder. Ebenfalls sehr sparsam mit einem Kommentar war der amtierende Vorstand um Hoffmanns Nachfolger Carl Jarchow, als er vom Abendblatt mit dem Fall konfrontiert wurde: "Wir hatten von dem Vorgang keine Kenntnis", hieß es knapp.

Ob die Zahlung vor fünf Jahren schlichtweg vergessen wurde, weil etwa kein offizieller Vorstandsbeschluss über die 70.000-Euro-Spende existierte und der daher nicht abgearbeitet werden konnte, vermochte gestern niemand zu beantworten, auch Hoffmann nicht. Damals bildete er mit Katja Kraus, Dietmar Beiersdorfer und Christian Reichert den Vorstand. Offensichtlich hatte auch die Uwe-Seeler-Stiftung nach 2006 von jeglichen Nachfragen oder Nachforschungen abgesehen. Dass die Feier mit angeblich 120.000 Euro wesentlich teurer wurde als geplant, war, soweit lässt sich der Vorgang zurückverfolgen, in einer letzten Vorstandssitzung vor dem Seeler-Geburtstag durchaus bekannt. Trotzdem wurde beschlossen, ihm zusätzlich eine Geldspende zukommen zu lassen.

An Spendenbereitschaft hatte es Hoffmann & Co. sowieso nie gemangelt. Als der damalige Vorsitzende Werner Hackmann die Namensrechte des Volksparkstadions 2001 bis 2006 für 30 Millionen Mark an AOL verkaufte und damit heftige Diskussionen auslöste, ob die HSV-Heimstätte nicht den Namen von Seeler tragen müsste, half Hoffmann (damals Geschäftsführer Sportfive) entscheidend dabei mit, dass der Internetanbieter zusammen mit dem Vermarkter und dem HSV 500.000 Mark an die Stiftung überwies. Diese Maßnahme sollte die erhitzten Gemüter wohl etwas beruhigen. Auch als Hermann Rieger 2004 sein Abschiedsspiel feierte, stockte die HSV-Chefetage den Erlös auf 100.000 Euro auf.

Steuerlich hätte sich die absetzbare Spende an die Uwe-Seeler-Stiftung in Höhe von 70.000 Euro sogar positiv ausgewirkt. Im Geschäftsjahr 2006/07 erwirtschaftete der HSV dank der Champions League einen Gewinn von über fünf Millionen Euro. So aber blieb der damals ausgehändigte Scheck nur ein uneingelöstes Versprechen.