Der dienstälteste HSV-Profi ist unzufrieden - und schließt eine vorzeitige Trennung nicht aus

Hamburg. Die Familie ist sein Elixier. "Zwei Tage geben mir oft mehr als eine Woche Training", sagt David Jarolim, nachdem er mit seiner Tochter und seiner Frau zwei Tage ausgespannt hat. Und er klingt glücklich. Doch seine Stimmung schlägt um, wenn man ihn auf seine sportliche Situation anspricht. In den letzten Jahren musste er gleich mehrfach Degradierungen hinnehmen - vom Mannschaftskapitän in kleinen Schritten rückwärts bis hin zum Reservisten, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht verlängert wird. In zwölf Bundesligaspielen dieser Saison wirkte der heute 32-Jährige in nur drei Partien über die kompletten 90 Minuten mit. Zu wenig für den dienstältesten HSV-Profi. "Man setzt in Hamburg auf junge Leute", so Jarolim, "das muss und werde ich respektieren."

322 Pflichtspiele absolvierte Jarolim seit 2003 für den HSV. Geht es nach dem Tschechen, sollen möglichst noch viele Bundesliga- und Pokalspiele folgen: "Ich gebe weiter alles, weil ich weiß, wie schnell sich im Fußball alles dreht." Dennoch, an ein Umstimmen des Trainers, wie es ihm in den letzten Jahren mit Thorsten Finks Vorgängern immer wieder gelungen war - daran glaubt Jarolim nicht mehr. Die Zeichen stehen auf Trennung einer großen, gegenseitigen Liebe. "Ich hatte beim HSV so viele schöne Momente wie sonst nirgends. Der Verein ist bei mir an erster Stelle. Deswegen beschwere ich mich jetzt nicht. Das wäre undankbar."

Zumindest bis zur Winterpause will sich der Mittelfeldspieler noch in Zurückhaltung üben und seinem Image entsprechend unverändert hart für "seinen HSV" arbeiten. Dann aber sollen Gespräche folgen. Mit Sportchef Frank Arnesen. "Ich weiß, dass er weiß, wie es mir geht. Und deshalb warte ich. Die Gesamtsituation lässt es auch nicht zu, mich wichtig zu nehmen. Ich will auch in meinem letzten Jahr nicht mit dem HSV absteigen. So will ich mich hier nicht verabschieden. Und dafür gebe ich bis zum Ende alles." Wann auch immer das kommt.