Gegen Kaiserslautern wollen die Rothosen erstmals ohne Gegentor bleiben. Die Hauptverantwortung trägt mit Bruma ein 19-Jähriger.

Hamburg. Die herausragenden Erlebnisse Jeffrey Brumas in den vergangenen Tagen sind schnell erzählt. Via Twitter teilt der Niederländer seiner Fangemeinde mit, was in seinem Leben Außergewöhnliches und weniger Außergewöhnliches passiert. So weiß man beispielsweise als einer von 5728 Followern, dass er am Donnerstag Sushi essen war. Am Mittwoch zwitscherte der 19-Jährige, dass er seine Großmutter vermisse, am Dienstag schrieb er: "Mein deutch bekommst deutlich besser!!!!", und am Montag war die Nachricht des Tages, dass es kalt wird. Eine wirkliche Neuigkeit erhoffen sich Brumas virtuelle Fans erst am späten Sonntag, wenn der Wahl-Hamburger über sein digitales Tagebuch vom Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern berichtet. "Unser Ziel ist es, erstmals ohne Gegentor zu bleiben, und erstmals zu Hause zu gewinnen", ließ Bruma ganz ohne Twitter am Freitag wissen.

Tatsächlich spielt das Kellerduell des HSV (Tabellen-17., acht Punkte) gegen Kaiserslautern (14., elf Punkte) am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de ) vor allem in der realen HSV-Welt eine übergeordnete Rolle. "Wir sind uns der Wichtigkeit des Spiels gegen Kaiserslautern bewusst", sagte Trainer Thorsten Fink, der im Hinblick auf den angestrebten Heimsieg besonders auf Hamburgs inoffiziellen Twitter-König - mit 666 Tweets Platz eins im internen Mannschaftsranking vor Tomas Rincon mit 195 Nachrichten - setzt. "Jeffrey ist erst 19 Jahre alt, spielt aber trotzdem schon unglaublich abgeklärt", lobt Fink seinen Innenverteidiger, der gegen die Pfälzer erstmals an der Seite von Heiko Westermann spielen soll.

"Unsere Abstimmung in der Defensive klappt schon sehr viel besser als noch zu Saisonbeginn", sagt Bruma, der selbst keine wirkliche Erklärung dafür hat, dass der HSV in dieser Saison in zwölf Pflichtspielen noch kein einziges Mal zu null gespielt hat. Damit diese Serie am Sonntag endlich gebrochen wird, ließ Fink seine Mannschaft die Vorwärts- und Rückwärtsbewegung am Freitag 30 Minuten lang ohne Gegenspieler einstudieren. Offen ließ er dabei nur, ob er gegen Kaiserslautern mit Robert Tesche oder mit Tomas Rincon an der Seite von Gojko Kacar im defensiven Mittelfeld spielen lassen will. "Ich bin fit, werde im Abschlusstraining wieder dabei sein", sagte Rincon, der am Donnerstag und am Freitag wegen einer Oberschenkelverletzung pausierte.

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Auch Bruma machten in der Vorbereitung und zu Saisonbeginn gleich mehrere Verletzungen zu schaffen, wodurch das hoch gelobte Abwehrtalent nur schwer in die Gänge kam. "Der Anfang war nicht einfach für mich, weil ich mal hier, mal da Schmerzen hatte", sagt Bruma, der aber spätestens nach dem Trainerwechsel so richtig durchstarten will. Unter Fink laufe es besser für ihn, er habe mehr Spaß und auch die ganze Mannschaft habe wieder Freude an der Arbeit. Auch deswegen gehe er weiterhin davon aus, seinen Zweijahresvertrag in Hamburg zu erfüllen, obwohl Chelsea im Sommer die Möglichkeit habe, ihn nach London zurückzubeordern. "Ich telefoniere regelmäßig mit Chelseas Assistenztrainer Steve Holland, der sich ganz genau über meine Entwicklung informiert", sagt Bruma.

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Eine endgültige Entscheidung über den Zeitpunkt von Brumas Rückkehr wird allerdings nicht vor Saisonende fallen. "Bruma hat unbegrenztes Potenzial, er wird noch eine ganz wichtige Rolle für uns spielen", lobt Rincon seinen Kollegen, der sich schon jetzt auf ein ganz besonderes Heimspiel in zweieinhalb Wochen freut. "Das Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden ist natürlich kein gewöhnliches Spiel für mich", sagt Bruma, der bereits am Donnerstag eine offizielle Einladung für das Testländerspiel in der Imtech-Arena erhalten hat. Während der spielstarke Innenverteidiger beim HSV immer mehr zur festen Größe reift, muss sich Bruma in der Nationalmannschaft des Vizeweltmeisters mit prominenter Konkurrenz messen. Seine Hauptkonkurrenten um einen der beiden Plätze im Abwehrzentrum sind neben dem früheren HSVer Joris Mathijsen Evertons Johnny Heitinga und Ron Vlaar von Feyenoord Rotterdam.

An diesem Wochenende, das wissen auch Brumas Twitter-Freunde, geht es aber weder um die Nationalmannschaft noch um Sushi, das Wetter oder die Großmutter. "In unserer Situation zählt nur ein Sieg", sagt Bruma, der es am Freitag bei drei eher belanglosen Twitter-Nachrichten an Bekannte aus den Niederlanden beließ.