Nur ein Weiterkommen heute im DFB-Pokal beim Regionalligaklub Trier bringt dem HSV die erhofften Fernsehgelder. Trainer Fink lässt rotieren.

Hamburg. Freunde des gepflegten Fußballstammtisches hätten gestern Vormittag im fünften Stock der Imtech-Arena sicher ihre helle Freude gehabt. So dauerte es bei der Frage-Antwort-Runde mit Thorsten Fink nicht mal zwei Minuten, ehe der auf das Pokalspiel gegen Eintracht Trier angesprochene HSV-Trainer den wohl berühmtesten Satz der DFB-Pokal-Geschichte fallen ließ. "Der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze", sagte Fink und zog vor der Abreise nach Trier seine eigenen Schlüsse: "Warum also soll der HSV den Pokal nicht gewinnen?"

Bevor aber tatsächlich eine Reise zum Finale in Berlin angepeilt werden kann, geht es für Finks Mannschaft heute Abend (20.30 Uhr/Sky und Liveticker bei abendblatt.de ) im Moselstadion gegen den Regionalligaklub Eintracht Trier zunächst nur um das Erreichen des Achtelfinales, das schon vor der Saison als Minimalziel kalkuliert worden war. "Für uns ist ein Weiterkommen im Pokal vor allem aus finanzieller Sicht sehr wichtig", sagt Sportchef Frank Arnesen ohne Umschweife.

+++ Thorsten Fink wird schon wie ein Star gefeiert +++

+++ Nachspiel: Gut gebrüllt, Löwe Fink +++

350 000 Euro hat der HSV durch TV-Einnahmen in dieser Saison bereits verdient, weitere 531 250 Euro würden bei einem Sieg gegen den vermeintlichen Pokalschreck, der in der ersten Runde den FC St. Pauli bezwungen hat, dazukommen. Das ganz große Geld ist vom Viertelfinale an zu verdienen, in dem 1,25 Millionen Euro an jeden Verein ausgeschüttet werden, im Halbfinale sind es weitere 1,75 Millionen Euro und im Finale noch mal zwei Millionen für den Verlierer und 2,5 Millionen für den Sieger. Darüber hinaus locken Sponsorengelder und Zuschauereinnahmen, die unabhängig vom Heimrecht geteilt werden. Im Maximalfall kann der Pokalsieger mehr als zehn Millionen Euro verdienen. "In unserer finanziellen Lage würden zusätzliche Einnahmen sicher weiterhelfen", sagt Arnesen, der nur dann auf dem Winter-Transfermarkt nachlegen will, wenn er es auch finanziell vertreten kann.

Neben den monetären Anreizen ist das Pokalspiel für Trainer Fink in erster Linie eine willkommene Möglichkeit, um dem einen oder anderen Bankdrücker Spielzeit zu gewähren. So kündigte er vor dem Abflug nach Luxemburg an, seine Mannschaft kräftig rotieren zu lassen. "Es ist Teil meiner Philosophie, in englischen Wochen auch anderen Spielern eine Chance zu geben", sagt Fink, der seine Startelf im Vergleich zum Spiel gegen den VfL Wolfsburg auf sieben Positionen verändern will. Festhalten will der 43-Jährige lediglich an den Verteidigern Heiko Westermann, Slobodan Rajkovic und Dennis Aogo sowie an Torhüter Jaroslav Drobny. Gar nicht erst im Kader dabei sind Mladen Petric, Gojko Kacar und Gökhan Töre, die sich in Hamburg ausruhen dürfen.

Eine echte Chance ist der Pokalabend für Marcus Berg, der an der Seite Heung Min Sons stürmen soll. Für den Schweden wäre es der erste Pflichtspieleinsatz von Anfang an in dieser Saison, nachdem er bislang gerade mal 28 Minuten als Einwechselspieler absolvieren durfte. Auch Michael Mancienne, der in den vergangenen vier Spielen nicht mehr zum Einsatz kam, darf sich in der Abwehr empfehlen. "Wir haben einige Spieler, die sehr viel Geld gekostet haben und die dem Verein etwas zurückgeben sollen. Trier ist ihre Chance", sagt Fink, der betont, den Regionalligaklub trotz seiner umfassenden Personalrochade sehr ernst zu nehmen.

"Natürlich weiß ich, dass Trier bereits den FC St. Pauli in der ersten Pokalrunde rausgeworfen hat", sagt Fink, der sich umfassendes DVD-Material über den Tabellenzweiten der Regionalliga West bestellt hat. Der Trainer bat den Videoanalysten Matthias Kreutzer, die besten Szenen aus Triers Siegen gegen St. Pauli im Pokal und gegen Borussia Mönchengladbach II in der Liga zusammenzuschneiden. "Wir wollen die Kleinigkeiten herausfinden, die für so ein Spiel wichtig sind", sagt Fink, der aber auf das Einstudieren von Elfmetern im Abschlusstraining bewusst verzichtete: "Wir sind der Favorit, das muss jedem klar sein." Denn auch wenn der Pokal seine eigenen Gesetze haben mag, heißt es noch lange nicht, dass der HSV diese heute Abend befolgen muss.

Trier: Poggenborg - Cozza, Stang, Herzig, Drescher - Karikari - Hauswald, Kuduzovic, Abelski, Pagenburg - Kulabas.

HSV: Drobny - Mancienne, Westermann, Rajkovic, Aogo - Jarolim, Tesche - Diekmeier, Lam - Berg, Son.

Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)