Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Ob ein Fink beim HSV schon den nächsten sportlichen Sommer bringt, muss erst noch abgewartet werden. Auf jeden Fall besitzen diese Vögel, wie der Biologe weiß, einen kräftigen Schnabel und bringen ihren Lieben stimmgewaltig die Flötentöne bei. Und dieser Schweizer Bergfink aus der Familie der Fringillidae soll den Hamburger Bundesliga-Dino vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit retten.

Die Engländer, mal wieder, hatten da eine wesentlich nervenschonendere Idee. Einige Teams aus dem milliardenschweren Fußball-Oberhaus, der Premier League, wollen künftig unter sich bleiben und dem gemeinen Volk den Zugang zur Elite versperren. Nie mehr Abstieg! Dieses Vorhaben wollen die Tycoons aus den USA und Asien durchsetzen. Garantierte Erstklassigkeit schafft Planungssicherheit - und würde auch mal Zeit für einen Neuaufbau gewähren. Genau das, was der HSV jüngst für seine runderneuerte Nachwuchstruppe einforderte, was auf Dauer vom letzten Tabellenplatz aus aber schwer zu kommunizieren war und letztlich Trainer Michael Oenning seinen Job kostete.

In der Eishockey-Liga DEL und im amerikanischen Profisport steigen selbst die schwächsten Mannschaften nach katastrophalen Jahren nie ab. Und im Fußball? Was hätten Fahrstuhlmannschaften wie Bielefeld und Nürnberg dafür gegeben, auf Dauer in der ersten Etage wohnen zu dürfen.

Die Hüter der Fußballtradition halten das elitäre Modell mangels Blutauffrischung nicht für praktikabel. Alex Ferguson, Trainer von Manchester United, nennt die Idee "Selbstmord". Dann muss wohl doch der Fink den HSV retten.