Basel will seinen Trainer halten - Rodolfo Cardoso sitzt gegen Freiburg auf der HSV-Bank

Hamburg. "Schönes Wochenende! Wir sehen uns am Montag wieder. Vielleicht", verabschiedete sich Rodolfo Cardoso am Freitagmittag augenzwinkernd. Der Interimstrainer scheint blendend damit leben zu können, von Tag zu Tag damit rechnen zu müssen, wieder zur Nachwuchsauswahl zurückzukehren. Allerdings scheint es für ihn durchaus Sinn zu machen, die kommende Trainingswoche bis zum Bundesligaspiel in Freiburg (16. Oktober) durchzuplanen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Cardoso auch gegen seinen früheren Verein, wo er von 1993 bis 1995 spielte, auf der Bank sitzen, wenn auch nicht offiziell als Cheftrainer.

Zwar legte der HSV wie angekündigt bei der Deutschen Fußball-Liga Beschwerde gegen die Ablehnung ein, die Frist für die Übergangslösung Cardoso zu verlängern, doch die Erfolgsaussichten dürften gering sein. Entweder Frank Heinemann oder, was wahrscheinlicher erscheint, Frank Arnesen werden als Inhaber der Fußballlehrerlizenz die Chefrolle übernehmen.

Wer längerfristig Michael Oenning ersetzen wird, ist weiter nicht entschieden. Allerdings schränkt sich der Kreis der Kandidaten immer mehr ein. Dänemarks Nationaltrainer Morten Olsen, der mit Frank Arnesen gut befreundet ist und in den vergangenen zwei Wochen hoch gehandelt wurde, ist aus dem Rennen, was auch für Marco van Basten gilt. Basels Trainer Thorsten Fink gilt aber seit dieser Woche als einer der Top-Favoriten (das Abendblatt berichtete), auch wenn die branchenüblichen Dementis unverzüglich folgten. "Ich habe mich kurz mit dem Thema befasst, denn ich denke, allen im Fußball ist klar, dass Hamburg für einen deutschen Trainer eine sehr interessante Adresse ist. Aber damit ist auch schon alles gesagt und mein Thema wieder ganz klar der FCB", ließ sich der 43-Jährige in der Baseler Zeitung zitieren, die ebenso vermeldete, Vizepräsident Bernhard Heusler habe den Hanseaten eine Absage erteilt, Fink vorzeitig aus dessen bis zum Juni 2013 laufenden Vertrag zu entlassen: "Wenn ein Klub von der Größenordnung des HSV so ernsthaft interessiert ist, dann ist das für uns Alarmstufe Rot. In der jetzigen Phase hätten wir es als äußerst unglücklich empfunden, den Trainer zu verlieren."

Nach dem spektakulären 3:3 bei Manchester United - nach 0:2-Rückstand führten die Schweizer 3:2 und kassierten erst in der letzten Minute den Ausgleich - belegt der frühere Profi von Bayern München mit Basel derzeit mit vier Punkten nach zwei Spielen Platz eins und hat beste Chancen auf das auch finanziell lukrative Erreichen des Achtelfinales. Frühestens nach dem Ende der Gruppenphase am 7. Dezember dürfte sich an der ablehnenden Haltung etwas ändern.

Nicht nur, weil Fink mit Basel zweimal die Meisterschaft und den Pokalsieg holte, wird der gebürtige Dortmunder auf dem deutschen Fußballmarkt hoch gehandelt. So überzeugte er die Experten auch mit der gelungenen Integration von Talenten und seiner offensiven Ausrichtung. Nach dem Rückzug von Ralf Rangnick fiel sein Name auch beim FC Schalke 04, wo jetzt Huub Stevens regiert. Der HSV, so deutet es sich an, wird nicht so schnell lockerlassen in seinem Werben.