Der Hamburger SV hat Einspruch gegen die abgewiesene Fristverlängerung für den Interimstrainer Rodolfo Cardoso eingelegt.

Hamburg. Das Kapitel "Trainerfindung" wird beim HSV um einen weiteren Eintrag reicher: Der Verein hat Einspruch bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gegen die abgewiesene Fristverlängerung für Interimstrainer Rodolfo Cardoso eingelegt. Der Klub will die 15-Werktage-Frist der DFL nicht akzeptieren, nach deren Ablauf ein Trainer ohne den Fußballlehrerschein keinen Bundesligaklub betreuen darf. Der Einspruch wird nun erneut von der DFL-Geschäftsführung geprüft. Sollte der HSV wieder eine Ablehnung bekommen, könnte der Verein sogar noch ein zweites Mal Einspruch einlegen, über den dann abschließend der Vorstand des Ligaverbandes entscheiden würde.

Zeit schinden kann der HSV durch dieses Prozedere zumindest nicht. Laut der Lizenzordnung hat eine Beschwerde keine aufschiebende Wirkung. Selbst wenn der Schriftwechsel noch Wochen andauerte, müsste Cardoso die Verantwortung für das Profiteam am Dienstag offiziell an einen Trainer mit den nötigen Papieren abgeben. Sollte Sportchef Frank Arnesen die Lösung, von der er zu 100 Prozent überzeugt ist, dann immer noch nicht gefunden haben, deutet viel auf einen "sanften Übergang" zum bisherigen Co-Trainer Frank Heinemann als neuen Chefcoach hin.

In der Praxis würde sich wohl nur wenig ändern. Der Assistent ist bei Bundesligavereinen oft der aktivere Mann beim Training, der den Spielern die Übungen erklärt und diese unterbricht. Der Cheftrainer verfällt häufig in die Rolle des Beobachters. So war es zuletzt auch beim HSV: Ex-Trainer Armin Veh ließ zunächst seinen Co Michael Oenning das Training gestalten, als dieser befördert wurde, gab er viele Aufgaben an den neuen Assistenten Heinemann ab. Auch während eines Spiels ist der Co-Trainer oft der impulsivere Mann an der Außenlinie, sodass es den offiziellen Beobachtern schwerfallen dürfte, dem HSV eine "Strohmann-Lösung" nachzuweisen. Sollten offizielle Termine anstehen, könnte Heinemann diese genauso gut wahrnehmen.

Doch für die angekratzte Außendarstellung des Vereins ist der langwierige Prozess der Trainerfindung nicht gerade förderlich. Nach einer Sportchefsuche, die über eineinhalb Jahre andauerte, zieht sich nun auch die Lösung in der Trainerfrage unerwartet lange hin. Alt HSVer wie Günther Netzer, Franz Beckenbauer und Uwe Seeler äußerten sich zuletzt besorgt bis entsetzt über den Zustand ihres ehemaligen Vereins.

Doch egal, wer in der kommenden Woche das Zepter in der Hand hält - er wird einen weiteren Spieler zur Verfügung haben. Neuzugang Ivo Ilicevic hat seine Adduktorenprobleme weitgehend auskuriert und soll nach dem trainingsfreien Wochenende ins Mannschaftstraining zurückkehren. Obwohl schon vor fünf Wochen verpflichtet, konnte der 24-Jährige bisher nur eine Einheit mit dem Team und eine Halbzeit im Testspiel gegen den SC Concordia absolvieren - danach brach seine Verletzung wieder auf. "Ich werde gegen Freiburg wohl noch nicht im Vollbesitz meiner Kräfte sein, aber für einen Kurzeinsatz sollte es reichen", sagt Ilicevic, der auf mittelfristige Sicht aber von sich überzeugt ist: "Wenn ich fit bin, werde ich mich durchsetzen."