Die DFL sieht keine Gründe für eine Fristverlängerung. Inter imstrainer darf das Bundesligateam nur bis zum nächsten Montag betreuen.

Hamburg. Rodolfo Cardoso bleibt Trainer des HSV - zumindest vorerst. Eigentlich sollte er heute seinen letzten Arbeitstag als Coach der Bundesligamannschaft haben, da die von der Deutschen Fußball Liga (DFL) gewährte 15-Tage-Frist, die es dem Argentinier vorübergehend erlaubt, auch ohne Fußballlehrerschein die Profis zu trainieren, abgelaufen zu sein schien. Doch diese Frist bezieht sich laut DFL nur auf Werktage - somit hat Cardoso noch bis zum kommenden Montag freie Hand, sollte der HSV nicht in den nächsten Tagen einen Nachfolger präsentieren.

Was danach passiert, bleibt offen. Die DFL hat den Antrag des Vereins auf Fristverlängerung abgelehnt. Es lägen keine besonderen Umstände vor, die eine Abweichung von den Statuten rechtfertigten. Der HSV habe jedoch die Möglichkeit, innerhalb einer Woche gegen die Entscheidung Beschwerde einzulegen - was vom Verein zumindest in Erwägung gezogen wird. Doch vorerst darf Cardoso das Team in der kommenden Woche weder als Cheftrainer auf die Partie am 16. Oktober gegen Freiburg vorbereiten, noch am Spieltag die Verantwortung tragen. "Ich glaube, ich habe etwas im Team geweckt und würde diese Arbeit gerne fortführen", sagt Cardoso. In welcher Form das auch immer möglich sein wird.

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Sportchef Frank Arnesen ist in Sachen Trainerfindung auf Reisen, er wird morgen in Hamburg zurückerwartet. Die Variante, Cardoso durch eine interne Lösung mit Fußballlehrerschein (Co-Trainer Frank Heinemann, Torwart-Trainer Ronny Teuber) zu ersetzen und ihn zum Co-Trainer herabzustufen, hatte Arnesen in der vergangenen Woche ausgeschlossen, da er die Regularien der DFL "sehr ernst" nehme. Diese besagen, dass dem Cheftrainer "nach außen erkennbar alleinverantwortlich die Leitung des Trainings der Lizenzmannschaft übertragen ist". Doch seine Äußerungen nach dem Schalke-Spiel gingen in eine andere Richtung. "Wir werden gegen Freiburg einen Trainer mit Lizenz auf der Bank haben - das muss aber nicht heißen, dass es ein neuer Trainer sein wird", sagte der Däne.

Die "Strohmann-Variante" ist im Profifußball nicht gänzlich neu. Bei Hansa Rostock handelten die Verantwortlichen im März 2010 ähnlich. Torwart- und Assistenzcoach Marco Kostmann wurde zum neuen Chef befördert, da Trainer Thomas Finck nur die A-Lizenz hatte. Das Trainerduo blieb bis Saisonende das gleiche, nur dass es seitdem offiziell nicht mehr Finck/Kostmann, sondern Kostmann/Finck hieß. Auch bei St. Pauli verfügte Holger Stanislawski anfangs nicht über die Fußballlehrerlizenz. So verweigerte die DFL ihm die Genehmigung, den Klub in der Saison 2007/08 zu trainieren, Co-Trainer André Trulsen wurde zum Chef ernannt. Er übernahm fortan vermehrt Aufgaben in der Außendarstellung des Vereins, Stanislawski rückte beim Training und auf der Bank in die Rolle des Beobachters. Offiziell.