Der europäische Fußball muss sich neu vermarkten

Freie Wahl an der Fernbedienung für Europas Fußballfans! Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs dürfen sich die Zuschauer in Zukunft den günstigsten Anbieter für ihr Bezahlfernsehen aussuchen und sind nicht mehr allein nur auf das Angebot des deutschen Pay-TV-Senders Sky angewiesen. Das mag für Außenstehende zunächst nicht sonderlich bedrohlich wirken, betrifft aber direkt die finanzielle Nahrungskette der Bundesliga, schließlich ist Sky mit 240 Millionen Euro pro Saison der Hauptgeldgeber der Klubs. Geht es dem zumeist defizitären bayerischen Unternehmen, an dem US-Medienmogul Rupert Murdoch die Mehrheit hält, schlecht, zittern die Vereinsbosse und Spieler um ihre Millionen.

Wie viel die Vermarktungsrechte im freien Wettbewerb in Zukunft noch wert sind, weiß in diesen Tagen niemand so genau. Es ist aber nicht zu erwarten, dass Zehntausende von Sky-Nutzern plötzlich für einige Euro weniger pro Monat einen griechischen Kommentator beim Spiel Bayern gegen den HSV in Kauf nehmen, indem sie einen Decoder aus dem Ausland erwerben. Ganz abgesehen davon, dass Sky mit seiner intensiven Vor- und Nachberichterstattung viel mehr zu bieten hat als das Livespiel.

Möglich ist jedoch, dass das Übertragungsrecht für Fußballspiele künftig nicht mehr nur deutschlandweit, sondern für ganz Europa ausgeschrieben wird, da die Exklusivität national nicht mehr garantiert werden kann. Viele Bieter dürfte es in diesem Fall nicht geben, was die Verhandlungsposition der Deutschen Fußball-Liga nicht gerade verbessern würde.

So dramatisch wie in England, wo die Premier League über zwei Milliarden Euro aus TV-Verträgen erlöst und nun massive Einnahmeverluste befürchtet werden, ist die Lage in Fußball-Deutschland mit nur 412 Millionen Euro TV-Einnahmen nicht, da die Pay-TV-Kultur längst nicht so etabliert ist wie beispielsweise in England. So könnten die Bundesligaklubs am Ende sogar indirekt vom Preisverfall auf der Insel profitieren, weil die deutschen Vereine im Kampf um die Topspieler wettbewerbsfähiger wären. Und genug verdienen würden diese immer noch.