Kein Team kassiert so viele Treffer nach Ecken und Freistößen wie der HSV. Pizarro traf doppelt

Bremen/Hamburg. Gleich in zwei Sprachen ließ David Jarolim in den Katakomben des Weser-Stadions wissen, was er von der 0:2-Pleite gegen Werder hielt. "Wir schlagen uns selbst mit diesen Scheiß-Standardtoren", sagte der Mittelfeldmann noch relativ gefasst, ehe er auf dem Weg in die Kabine ein lautes "hovno", das an dieser Stelle kein zweites Mal übersetzt werden muss, auf Tschechisch hinterherschob.

Ob auf Deutsch oder auf Tschechisch, Jarolim lag mit seiner etwas derben Spielanalyse goldrichtig. Nach fünf Gegentoren nach Standardsituationen in den ersten vier Spielen kassierte der HSV in Bremen erneut zwei artverwandte Treffer. Das Tor zur 1:0-Führung erzielte Claudio Pizarro nach einem Freistoß von Marko Marin (53.), zum 2:0 traf der Peruaner nach einer Ecke (78.). "Wir haben uns zu dämlich angestellt, weil wir zu viele Standards zugelassen haben. Bremen hatte mindestens 15 Standards, dadurch waren sie immer gefährlich", sagte auch Kapitän Heiko Westermann, der formal Torschütze Pizarro zugeordnet war, diesen aber vor beiden Gegentoren an Mitspieler übergeben hatte.

"Über das zweite Gegentor bin ich richtig erbost", sagte Trainer Michael Oenning, den besonders das zaghafte Zweikampfverhalten von Nationalspieler Dennis Aogo erzürnt haben dürfte. Der Coach hatte bereits nach den drei Standardgegentoren gegen Köln erklärt, dass seine Mannschaft halb im Raum und halb gegen den Mann zu verteidigen habe, allerdings immer wieder durch individuelle Fehler ins Hintertreffen gerate. Gegen Köln war es beispielsweise Per Skjelbred, der nach einer Ecke Gegenspieler Christian Clemens aus den Augen verlor. Erschwerend hinzukommt, dass auch der formschwache Torhüter Jaroslav Drobny besonders bei Standards unsicher wirkt.

Eine etwas eigenwillige Betrachtungsweise in Bezug auf die vielen Gegentore nach Standards hatte Sportchef Frank Arnesen parat. "Wir haben ungefähr 16 Standardsituationen zugelassen, dann müssen wir ja 14-mal gut ausgesehen haben", sagte der Däne, der eine generelle Standardschwäche bestreitet. Tatsächlich schien zuletzt beim HSV die Schwäche bei ruhenden Bällen zum Standard zu werden.