Das Nordderby am Sonnabend gegen Werder Bremen ist für die Fans des HSV das wichtigste Spiel der Saison. Mancienne ersetzt Diekmeier.

Hamburg. Michael Oenning musste nicht lange überlegen, als er gefragt wurde, ob seine Spieler den Ernst der Lage erkannt hätten. "Dessen bin ich mir sicher, und sie sind auch durchaus in der Lage, guten Fußball anzubieten." Das wäre angesichts des letzten Tabellenplatzes und des kommenden Gegners auch dringend notwendig. Die Kurzreise zum Nordderby nach Bremen steht am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de ) auf dem Programm, und der HSV-Trainer ist sich der besonderen Bedeutung dieses Duells auch durchaus bewusst. "Von allen Gegnern in der Bundesliga ist es gegen Bremen am wichtigsten zu punkten", sagt Oenning und erhöht damit den ohnehin schon großen Druck, der auf seinem Team lastet.

Ähnlich wie den Hamburgern wurde auch Werder vor der Saison eine schwere Spielzeit prophezeit. Nach dem Pokal-Aus bei Drittligist Heidenheim war die Stimmung im Bremer Umfeld auf dem Tiefpunkt, einige Fans hinderten den Teambus per Sitzblockade sogar an der Rückfahrt. Erst als die Polizei einschritt und den Weg freimachte, konnte der Bus abfahren. Solche Szenen sind den HSV-Spielern noch erspart geblieben, die eigenen Anhänger brachten ihren Unmut über das Auftreten der Mannschaft bisher nur mit vereinzelten Pfiffen zum Ausdruck. Doch das kann sich nach einer Niederlage beim großen Kontrahenten schnell ändern. "Ich weiß, was dieses Derby für unsere Fans bedeutet", sagt Oenning.

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Auch Supporters-Chef Ralf Bednarek ist sich unsicher, ob die Stimmung im Falle einer Niederlage nicht ins Bodenlose kippen könnte. "Das hängt von vielen Faktoren ab, nicht allein von Sieg oder Niederlage. Der Gesamtauftritt des Teams spielt eine große Rolle." Der Trainer selbst hat bei den Fans noch Kredit. "Oenning raus"-Rufe gab es nur aus wenigen Kehlen zu hören, mehrere haben nach der Niederlage gegen Köln sogar bewusst für ihn skandiert. Auch auf der Straße ist der Respekt dem 45-Jährigen gegenüber noch vorhanden. "Ich bekomme derzeit zwar wenige Schulterklopfer, aber verschmäht oder beleidigt worden bin ich noch nicht", sagte Oenning unlängst.

Beim kommenden Gegner stehen die Fans mittlerweile wieder voll hinter ihrem Team - doch im Gegensatz zum HSV befreite sich Werder Bremen auch schnell aus dem Leistungstief und liegt nun punktgleich mit den Bayern auf Platz drei - für Oenning keine Überraschung. "Werder ist taktisch wieder zu einer klaren Raute im Mittelfeld zurückgekehrt, das hat sie immer stark gemacht." An eine entscheidende Schwächung des Teams durch den Weggang von Per Mertesacker glaubt er nicht.

Die Suche nach der richtigen Taktik und vor allem nach dem Personal, das sich auf dem Platz taktisch klug verhält, dauert beim HSV offensichtlich länger als beim Kontrahenten. Nach vielen Wechseln in den ersten Wochen soll sich nun eine erste Elf herauskristallisieren. Die Mannschaft, die Oenning trotz der Niederlage gegen Köln weitgehend überzeugte, wird wohl eine neue Chance bekommen - abgesehen von den verletzten Heung Min Son und Dennis Diekmeier, die sicher ausfallen. Für Diekmeier soll Michael Mancienne rechts in der Viererkette auflaufen, der die Position in seinen ersten Profijahren schon kennenlernen durfte. "Er ist passsicher, zweikampfstark und diszipliniert. Im Gegensatz zu Diekmeier sicherlich die defensive Variante, aber es kommt gegen Bremen ja auch darauf an, kompakt aufzutreten", erklärte Oenning seine Entscheidung. Für die Vertretung von Son kommen der nach seiner "Flugangst-Verkrampfung" wieder genesene Paolo Guerrero, Per Skjelbred und auch Gojko Kacar in Frage, der vom Coach für seine Leistung im rechten Mittelfeld im Testspiel gegen Luzern gelobt wurde.