Geld schießt keine Tore. Hieß es über Jahrzehnte im Fußball. Eine Weisheit, die für den FC Bayern schon lange nicht mehr zutrifft. Dies hat auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zugegeben. In München schießt Geld durchaus Tore, doch wie viele es gegen den HSV werden, das ist bis zu diesem Sonnabend um 17.19 Uhr noch offen. Beim HSV hatten sich die Verantwortlichen in diesem Jahrtausend stets an eine wichtige Weisheit gehalten: Wir geben nur das Geld aus, was wir auch in der Kasse haben. Das war lobenswert. Aber dann wurde dieses Versprechen in den, sagen wir mal, letzten zwei, drei Jahren nicht mehr so hundertprozentig umgesetzt. Da hieß der Fußball dann auch mal Risiko. Nun jedoch heißt es wieder: Der HSV gibt nur das Geld aus, was er auch in der Kasse hat. Nichts.

Der HSV ist, das wissen inzwischen viele seiner Fans, arm dran. Der ärmste Mann aber ist in diesem klammen Klub der Trainer. Jeder wusste um den harten Saisonauftakt. Gegen Dortmund, gegen Bayern. Die Verantwortlichen haben stets um Geduld gebeten. Doch in Hamburg haben sie nicht nur kein Geld, sondern auch keine Geduld.

Und Michael Oenning ist der Schuldige. Dabei kann der gar nichts dafür. Als er Nachfolger von Armin Veh wurde, schrie halb Hamburg: "Nehmt doch den Oenning!" Und was machte der HSV? Der sah in die Vereinskasse, entdeckte dort gerade noch drei rostige Knöpfe - und übernahm Oenning. Weil: Diese leere Kasse hätte nur für einen Trainer der Preisklasse Koller, Favre, Funkel gereicht. Und hätte der HSV einen dieser Fußballlehrer verpflichtet (und nicht den Wenger, Mourinho oder Hiddink), dann wäre vermutlich der Volkspark dem Erdboden gleichgemacht worden. Und nun schreien die ersten HSV-Anhänger schon wieder nach einem neuen HSV-Trainer.

Aus gehabtem Schaden nichts gelernt? Für einen neuen Coach ist nach wie vor kein Geld vorhanden, und dann muss eines ja auch festgestellt werden: Neue Trainer haben den HSV zuletzt auch nicht so richtig weiter nach vorn gebracht. Deswegen plädiere ich - man darf ja mal träumen - für zweierlei Dinge: Wieder mehr Geld für den HSV. Und noch mehr Geduld. Viel mehr geht im Moment nicht.

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab