Ein Kommentar von Kai Schiller

Eines kann man Michael Oenning nun wirklich nicht vorwerfen: mangelnde Kreativität. Obwohl die Saison gerade mal zwei Spieltage und einen Pokalauftritt alt ist, hat der HSV-Trainer bereits so ziemlich alle Joker im zentralen Mittelfeld gezogen, die er zur Verfügung hatte. In wechselnden Konstellationen durften sich David Jarolim, Gojko Kacar, Robert Tesche, Tomas Rincon, Per Skjelbred und sogar der gelernte Innenverteidiger Heiko Westermann ausprobieren, dazu wechselte Oenning fleißig zwischen einem 4-3-3-, einem 4-4-2- und einem 4-1-4-1-System. Erfolg, und das ist leider die einzige Konstante, brachten all die Versuche nicht.

Die Zeit des Experimentierens, das hat auch Oenning selbst erkannt, sollte nun aber schnellstmöglich vorbei sein, am besten sofort. Natürlich muss es möglich sein, die eigene Taktik auf den jeweiligen Gegner abzustimmen, die Ausrichtung zu justieren oder die Aufstellung nach guten oder schlechten Trainingsleistungen zu verändern. Ein gewisses personelles und taktisches Grundgerüst braucht aber jedes Team, um früher oder auch später erfolgreich zu sein.

Insgesamt 18 HSV-Profis durften sich bereits an den ersten beiden Spieltagen ausprobieren, eine so dringend benötigte Stammelf konnte sich aber bislang nicht finden. Der lautstarke Appell von Hamburgs Verantwortlichen, der neuen HSV-Mannschaft die nötige Zeit einzuräumen, ist zwar richtig und wichtig. Aber auch die neu verpflichteten Talente dürften schneller Erfolg haben, wenn sie sich in ein festes Gerüst einordnen müssen. Dieses zu finden bedarf offenbar echter Kreativität.