Ein Kommentar von Kai Schiller

Natürlich waren alle Verantwortlichen des HSV stolz wie Bolle, als kurz vor der Weltmeisterschaft 2010 gleich vier Hamburger Nationalspieler im Airbus A380 nach Südafrika saßen. Neben Piotr Trochowski, Marcell Jansen und Jerome Boateng bekam auch Dennis Aogo ein WM-Ticket. Es war die logische Folge einer Saison, die den HSV trotz Schwierigkeiten in der Liga immerhin bis ins Halbfinale der Europa League führte.

Ziemlich genau 13 Monate später ist aus dem HSV-Quartett aus verschiedenen Gründen lediglich Solist Aogo übrig geblieben. Während Ligaprimus Bayern gleich acht und Meister Dortmund vier Nationalspieler im Aufgebot für das Brasilienspiel stellen, ist beim HSV in Sachen DFB-Team die große Bescheidenheit eingekehrt. Mit Westermann, Jansen und Dennis Diekmeier hoffen zwar drei Kandidaten auf ein Comeback respektive Debüt bei Joachim Löw, doch große Chancen werden derzeit keinem eingeräumt. Anders als Mario Götze, Mario Gomez und Co. haben sie einen Standortnachteil: Sie spielen beim HSV.

Und obwohl sich der Hamburger Exodus aus dem Nationalteam bislang nicht negativ bemerkbar machte, sollte der Verein die Warnsignale nicht unterschätzen. Der Dauerkartenverkauf ist zwar auf Rekordkurs, das Stadion wird weiterhin voll sein und auch bei Werbepartnern steht der HSV noch hoch im Kurs. Langfristig kann es sich ein Klub wie der HSV aus Imagegründen aber kaum leisten, nicht bei Deutschlands Fußballelite angemessen vertreten zu sein. Irgendwann, und das wissen Hamburgs Verantwortliche ganz genau, ist jeder Boom vorbei.