Hamburg. Die HSV-Spieler trotteten beim gestrigen Training gerade in die Aufwärmrunde, da nahm Trainer Michael Oenning Mittelfeldspieler David Jarolim zur Seite. Als die ersten Passübungen eine halbe Stunde später absolviert waren, standen die beiden immer noch nebeneinander und unterhielten sich angeregt.

Es gab offensichtlich Gesprächsbedarf. Schließlich musste der 32-Jährige beim Bundesliga-Auftakt in Dortmund 90 Minuten auf der Bank schmoren. Immerhin der Ex-Kapitän, einer der designierten Leader des verjüngten Teams, der in den vergangenen acht Jahren beim HSV fast immer gesetzt war und im Schnitt in jeder Saison 30 der 34 Bundesligapartien absolvierte. Die Inhalte des Gesprächs sollen vertraulich bleiben, doch den Gesten Jarolims zufolge hielt sich sein Verständnis für die Nichtberücksichtigung in Grenzen. "Ich weiß nicht, ob sich die Unterhaltung positiv für mich auswirkt", ließ er sich unter einem gequälten Lächeln entlocken. Oenning erklärte seine Entscheidung gegen Jarolim mit taktischen Überlegungen. "Wir wollten die Spielstärke Dortmunds in den Griff bekommen, dafür erschien mir die Lösung mit Tomas Rincon und Gojko Kacar im zentralen Mittelfeld als die beste. Aber das heißt nicht, dass Jarolim hier keine Zukunft mehr hat."

In der Tat spricht einiges dafür, dass der Tscheche am Sonnabend gegen Berlin wieder ins defensive Mittelfeld rückt. "Hertha wird nicht stürmen, wir müssen andere, spielerische Schwerpunkte setzen - was für Jarolim spricht", erklärt Oenning. Und vielleicht auch für einen anderen Bankdrücker: Neuzugang Per Cilian Skjelbred. "Er macht einen spritzigen Eindruck, aufgeweckt, agil." Auch der Norweger sei eine Option für die Startelf.

Paolo Guerrero erlitt im Spiel gegen Dortmund einen Muskelfaserriss, wie die Kernspintomographie bestätigte. Er wird mindestens zehn Tage fehlen.