Der Hamburger SV siegt gegen Groningen beim letzten Test vor dem Pflichtspielauftakt mit 4:0. Mladen Petric feiert starkes Comeback.

Groningen. Am Ende musste alles ganz schnell gehen. Nur wenige Minuten nach der mit 4:0 überaus gelungenen Generalprobe gegen den FC Groningen verließ der HSV-Bus die Tiefgarage des Euroborg-Stadions, um pünktlich um 18.30 Uhr die bereits wartende Chartermaschine auf dem wenige Kilometer entfernten Groninger Flughafen zu nehmen. "Es liegt zwar noch jede Menge Arbeit vor uns, aber das war schon mal ein richtig guter Test", fasste der wieder genesene Torjäger Mladen Petric die Partie folglich in nur einem Satz treffend zusammen.

Trainer Michael Oenning hatte zuvor im letzten Spiel vor dem DFB-Pokalspiel am kommenden Sonnabend gegen den VfB Oldenburg seine vermeintlich beste Elf aufgeboten - und wurde gegen den keinesfalls harmlosen FC Groningen nicht enttäuscht. Während Petric nach seiner Operation an der Leiste erstmals wieder dabei war, ließ Oenning aber überraschend Mittelfeldchef David Jarolim lediglich am Vortag in Zwolle und gestern für 25 Minuten spielen. "Ich war schon ein wenig überrascht", sagte der leicht genervte Jarolim, für den gestern zunächst Robert Tesche neben Gojko Kacar im defensiven Mittelfeld auflaufen durfte. Die offizielle Begründung Oennings dürfte Jarolim aber versöhnlich gestimmt haben: nach seinen muskulären Problemen sollte Tesche lediglich einen Tag länger regenerieren. Wirklich überzeugen konnte auf dem zweitägigen Betriebsausflug in die Niederlande allerdings keiner der drei "Sechser".

Während der Kampf um die Stammplätze im defensiven Mittelfeld also noch lange nicht entschieden ist, dürfte die Besetzung in der Abwehr zwei Wochen vor dem Bundesligastart gegen Dortmund klar sein. Torhüter Jaroslav Drobny, der gegen Groningen eine starke Partie bot und sogar einen Strafstoß gegen Matavz hielt (31.), hat seine Rippenprellung ausgeheilt und ist genauso gesetzt wie der bärenstarke Torschütze Dennis Diekmeier (rechts), der erneut wechselhafte Heiko Westermann im Abwehrzentrum sowie Dennis Aogo auf der linken Seite. Und weil Neuzugang Jeffrey Bruma wegen seiner Achillessehnenreizung zunächst noch ausfällt, darf sich auch der gestern solide Michael Mancienne zumindest temporär als gesetzt in der Viererkette fühlen. Bruma, der nach einer Woche Aufbautraining in Amsterdam heute wieder in Hamburg trainieren soll, hat sich das Spiel seiner Kollegen in Groningen immerhin von der Tribüne aus angesehen. Seine Rückkehr in die Startelf dürfte allerdings noch etwas dauern. "Vielleicht kann ich in einer Woche mit der Mannschaft trainieren", sagte der 19-Jährige, der schon jetzt in den Niederlanden als größtes Abwehrtalent der vergangenen Jahre gefeiert wird.

Ähnlich wie im defensiven Mittelfeld hat Oenning auch in der Offensive die Qual der Wahl. In Groningen durften sich Vorbereitungsüberraschung Gökhan Töre (rechts), Heung Min Son (zentral) und der wiedererstarkte Eljero Elia (links) in der Dreierreihe hinter Petric versuchen. Besonders erfreulich ist dabei die jüngste Entwicklung Elias. Der Niederländer hat sich im Kampf gegen Marcell Jansen, der gestern nur elf Sekunden nach seiner Einwechslung zum 4:0 traf, auf der linken Seite durchgesetzt und präsentiert sich in den Wochen der Vorbereitung in Topform. Am Sonnabend traf sich Elias Berater Frank Schouten mit Sportchef Frank Arnesen und Trainer Oenning im Mannschaftsquartier und bestätigte den Eindruck: "Unter Oenning blüht Eljero richtig auf. Er freut sich auf die Saison."

Freuen dürfen sich die HSV-Anhänger auch auf das zentrale Offensivduo Son/Petric, das gestern erstmals in der Vorbereitung zusammen startete. Die Rollen zwischen den beiden ungleichen Angreifern scheinen dabei klar verteilt: Alt (Petric) darf ganz vorne auf seine Chance warten, während Jung (Son) als hängende Spitze den Gegner in bester Ivica-Olic-Manier in Grund und Boden laufen soll. Nur in Groningen wechselten die beiden zunächst die angedachten Rollen. Nachdem Petric seinen Partner nach einer Stunde mustergültig das Tor zum 2:0 auflegte, revanchierte sich Son aber nur eine Minute später und bereitete Petrics Treffer zum 3:0 ähnlich sehenswert vor. "Für mich war das ein fantastisches Comeback", sagte Petric noch schnell, ehe er sich wenig später tatsächlich zum Flughafen kutschieren ließ.

HSV: Drobny - Diekmeier, Mancienne, Westermann, Aogo (82. Sternberg) - Tesche (65. Jarolim), Kacar (75. Besic) - Töre, Son (75. Nagy), Elia - Petric (65. Jansen).

Tore: 1:0 Diekmeier (21.), 2:0 Son (60.), 3:0 Petric (61.), 4:0 Jansen (65.). Zuschauer: 12 000