Nach knapp 22 Monaten Verletzungspause spielte der Niederländer beim Blitzturnier in Zwolle

Groningen. Ganz gemächlich schlurfte Romeo Castelen durch die Lobby des Hotels in Paterswolde zum Frühstücksbuffet. Der HSV-Profi, der am Sonnabend nach fast 22 Monaten Zwangspause beim Kurzturnier in Zwolle über 90 Minuten sein Comeback feiern durfte, wirkte geschafft, aber zufrieden. "Ich bin einfach nur glücklich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich schon 90 Minuten durchhalten würde", sagte Castelen, der zuletzt am 5. Oktober 2009 für die zweite Mannschaft des HSV gegen den Halleschen FC auf dem Rasen gestanden hatte. "Ich weiß, dass ein langer Weg hinter und ein ebenso schwerer Weg noch vor mir liegt", sagte der Niederländer, der sich nach vier Knorpelschäden in beiden Knien in den vergangenen vier Jahren nur noch eines wünscht: gesund zu bleiben.

Am Sonnabend hatte sich Castelens niederländischer Physiotherapeut Leo, der sich in den vergangenen zwei Wochen in Amsterdam um seinen Dauerpatienten gekümmert hatte, persönlich in Zwolle von Castelens Fortschritten überzeugt. "Irgendwie war es ein komisches Gefühl, nach all der Zeit wieder mit dem Team auf dem Platz zu stehen", sagte Castelen. Nur am Rande interessierten ihn die eher enttäuschenden Auftritte der durch David Jarolim, Marcell Jansen und Änis Ben-Hatira ergänzten HSV-Reserve gegen den niederländischen Viertligisten VV Berkum (3:1) und den Zweitligisten FC Zwolle (1:3): "Wichtiger ist, dass mein Knie keine Probleme mehr macht." Obwohl Castelen seit seiner Verpflichtung im Sommer 2007 nur 15 Bundesligaspiele für den HSV absolvierte, hatten Sportchef Frank Arnesen und Trainer Michael Oenning entschieden, dem 28-Jährigen noch einmal einen leistungsbezogenen Einjahresvertrag zu gewähren.

Der frühere Nationalspieler, der zeitweise als eines der größten Mittelfeldtalente der Niederlande galt, sollte die Möglichkeit bekommen, in Ruhe einen letzten Comebackversuch zu wagen. "Ich brauche noch Zeit, aber wenn ich wieder richtig fit bin, werden die Leute einen anderen Castelen kennenlernen", sagt der tiefgläubige Christ, für den ein Karriere-Ende nie ernsthaft in Frage kam.