Hamburg. Seine Kollegen trainierten in der vergangenen Woche genau 938 Kilometer von Hamburg entfernt im österreichischen Zillertal, täglich vor mehr als 500 mitgereisten, begeisterten HSV-Fans. Der beim Anhang beliebte Guy Demel musste dagegen mit Platz 10 auf der Paul-Hauenschild-Anlage in Norderstedt vorlieb nehmen, wohin sich am Freitag genau ein Trainings-Kiebitz auf die Anlage verirrte.

Das Schicksal eines Ausgemusterten. Der 25-fache Nationalspieler der Elfenbeinküste wurde von Trainer Michael Oenning in die Regionalligamannschaft des HSV verbannt, darf dort so lange mittrainieren, bis er einen neuen Verein gefunden hat. Bitter für einen Spieler, der sein Potenzial in der Vergangenheit nur selten andeutete und viel zu selten ausnutzte. Offen hatte der Chefcoach in der Endphase der vergangenen Saison gegen den Defensivspezialisten geschossen, als sich dieser kurz vor dem Spiel gegen Freiburg verletzungsbedingt abmeldete. "Die Reise ist für ihn hier zu Ende", hieß es damals. Der Ivorer wehrte sich erfolglos gegen den Vorwurf, Verletzungen vorzutäuschen, sein Berater Carsten Eisen kann bis heute nicht verstehen, wie es so weit kommen konnte.

Demel lässt sich beim Training mit dem Nachwuchs nicht hängen. Er gestikuliert viel, gibt Anweisungen und zeigt einem jungen Kollegen, wie ein Hackentrick auszusehen hat. Einzeltraining unter Athletiktrainer Jan Hasenkamp rundet sein Programm ab. "Er hat hier die Woche voll mitgezogen", lobt Trainer Soner Uysal. "Er ist wie ein zweiter Co-Trainer für unser Team." Doch nach 55 Minuten ist am Freitag Schluss - Rückenschmerzen zwingen Demel zum Abbruch.

Die Verhandlungen mit einem Klub aus England sind zwar fortgeschritten, doch Eisen geht davon aus, dass Demel auch in dieser Woche noch Einheiten mit der zweiten Mannschaft absolvieren wird. Die Rückkehr ins Bundesligateam des HSV ist nach derzeitigem Stand ausgeschlossen. Auch der gewollte Wechsel könnte sich hinziehen: Denn der HSV bestand bisher auf eine Ablöse im siebenstelligen Bereich, die kaum ein Klub bereit sein dürfte zu zahlen. Nicht viel besser sieht es bei Mittelfeldspieler Mickael Tavares aus, den das gleiche Schicksal wie Demel ereilte. Er war zu einem Probetraining beim FCO Dijon geladen, trainierte am Sonnabend aber schon wieder beim HSV-Nachwuchs. Sein Vorteil: Er ist ablösefrei zu haben.