Der Engländer will spielen, doch die Konkurrenz beim HSV ist mit Heiko Westermann und Neuzugang Jeffrey Bruma groß.

Hamburg. Der Sessel im Presseraum des HSV schien sein bester Freund zu sein. "Ich bin ziemlich kaputt", gab Michael Mancienne beim Interview nach seiner ersten Trainingseinheit und einem Leistungstest zu. Der Engländer war der erste Transfer des HSV in diesem Sommer, doch als Letzter der bisher vier Neuen stieß der Defensivspezialist erst gestern zur Mannschaft. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er schon vorher die eine oder andere Trainingseinheit absolviert, doch Sportchef Frank Arnesen musste den Defensivspieler in seinem Ehrgeiz bremsen. "Mach erst einmal Urlaub und ruhe dich aus", riet Arnesen, da Mancienne nach dem Saisonende noch mit der englischen U 21 bei der Europameisterschaft in Dänemark auflief. Jetzt brennt er vor Ehrgeiz, bezeichnet seine erste Auslandsstation als "große Herausforderung" und hat sich für die nächsten Monate zwei konkrete Ziele gesetzt: "Ich will von Beginn an spielen und mit der Mannschaft gute Ergebnisse einfahren."

Diese Ziele dürften fast alle Spieler im Kader des HSV haben - auch die unmittelbare Konkurrenz. Heiko Westermann greift aufgrund einer Wadenbeinprellung zwar erst am Wochenende wieder ein, gilt in der Innenverteidigung aber als gesetzt. Um den zweiten Platz muss sich Mancienne mit dem niederländischen Nationalspieler Jeffrey Bruma streiten. Wer aus diesem Duell als Sieger hervorgeht, erscheint noch völlig offen. Mancienne betont auch, dass seine favorisierte Position die des zentralen Verteidigers und nicht die im defensiven Mittelfeld ist - obwohl er dort sowohl bei der englischen U 21 agierte als auch zu großen Teilen bei seinem letzten Klub, den Wolverhampton Wanderers. Doch HSV-Trainer Michael Oenning schloss eine Versetzung des 23-Jährigen bereits aus: "Das defensive Mittelfeld ist nicht seine Position. Sein körperbetontes Spiel ist in der Verteidigung am besten aufgehoben."

Sollten sich alle drei Akteure derart aufdrängen, dass der Coach auf keinen verzichten kann, würde am ehesten Westermann nach vorne rücken. "Er hat bewiesen, dass er das spielen kann." Somit hat Oenning in der zentralen Defensive eine Konkurrenzsituation, die ihm gefallen dürfte, zumal auch Gojko Kacar und die Talente Muhamed Besic und Janek Sternberg auf dieser Position ihre Chance suchen. Mancienne will den Trainer mit seiner Art, Fußball zu spielen, überzeugen: "Ich gehe bei Balleroberung gerne mit nach vorne und kann ein Spiel gut lesen."

Für das Benefizspiel gestern in Norderstedt gegen eine norddeutsche Polizeiauswahl reichte es indes noch nicht. Oenning gönnte ihm und auch Bruma noch eine Auszeit. Die Mannschaft gewann auch ohne sie mit 8:2. Heung-Min Son (4), Änis Ben-Hatira (3) und Hanno Behrens trafen.