Der HSV baut für 400 000 Euro den VIP-Bereich aus und hofft auf 23 Millionen Euro Einnahmen. Profis und Familien sollen sich wohl fühlen.

Hamburg. Lange brauchte Joachim Hilke nicht, um Heiko Westermann zu überreden. Der Marketingvorstand des HSV hatte kurz nach der Saison das Gespräch mit dem Kapitän gesucht. Ob er sich vorstellen könnte, mit seinen Teamkollegen eine Loge für sich und die Spielerfrauen zu kaufen, wollte Hilke wissen. Westermann zögerte nicht lange und signalisierte Interesse. "Unsere Idee ist, dass sich die Profis und ihre Familien nach den Spielen im Stadion treffen und wie beim Amateurfußball im Klubheim üblich, gemeinsam etwas unternehmen", erklärt Hilke das Projekt Players Lounge, das 250 000 Euro kosten soll und zu einem Großteil von den Profis finanziert wird.

Im Südosten der Arena wollen die Designer vom BoConcept-Team in Nachbarschaft zur geplanten Loge einen gesonderten Bereich für die Profis und ihre Familien mit Spielecke für die Kleinsten und Barbereich mit DJ-Pult für die Großen anlegen. "Wir dürften der erste Klub sein, der seinen Spielern derartige Räumlichkeiten im Stadion bietet", sagt Hilke nicht ohne Stolz.

Dass dabei auch VIP-Kunden, die bereit sind, 5500 Euro pro Person zu zahlen, auf ihre Kosten kommen, nimmt Hilke gerne in Kauf. Zunächst sind 400 Plätze für Edelfans geplant, die sich den Zugang in dem offenen Bereich neben der Spielerfrauen-Loge gerne etwas mehr kosten lassen. "Die Nachfrage ist groß", stellt Eike Gyllensvärd vom Vermarkter Sportfive zufrieden fest. Ohnehin hat der Chefvermarkter des HSV keinen Grund zu klagen. Von 50 Logen sind 48 verkauft, von 3663 Businessseats sind nur noch 400 Plätze zu haben. "Mit so großem Interesse war nicht zu rechnen", sagt Gyllensvärd, der optimistisch ist, bis zum Saisonstart alle Plätze zu verkaufen.

Um die ehrgeizigen Ziele zu verwirklichen, will der HSV auch im "gewöhnlichen VIP-Bereich" ungewöhnliche Wege gehen. Bis zum Saisonstart sollen auch die 351 Plätze der Platin Lounge für 150 000 Euro umgebaut werden. Ab dem ersten Heimspiel am 13. August gegen Hertha BSC wird dann Starkoch Tim Mälzer für die VIP-Anhänger kochen, das neue Interieur soll an sein Gourmetrestaurant Die Bullerei im Schanzenviertel erinnern. Mälzer, ein glühender HSV-Fan seit Kindestagen, hat sich verpflichtet, mindestens bei zwölf der 17 Heimspiele auch persönlich am Herd zu stehen.

"Im Hospitalitybereich spielt der HSV bereits in der Champions League", sagt Hilke, der in der kommenden Saison mit bis zu 23 Millionen Euro Einnahmen in diesem Bereich rechnet - ein Wert, der nur noch von den Bayern übertroffen werden dürfte. "Auf der Einnahmenseite stoßen wir an unsere Grenzen, die wir nur mit ungewöhnlichen Ideen ausreizen können", sagt Hilke, der besonders die Idee der Players Lounge zur Chefsache erklärt hat: "Ich will, dass die HSV-Familie enger zusammenrückt." Höhere Einnahmen als Nebeneffekt der Umbauten dürften für Hilke zu verschmerzen sein.

Heute beginnt der Kartenverkauf für das Saisoneröffnungsspiel gegen den FC Valencia am 2. August.