Der Sportdirektor des FC Chelsea ist der neue Kandidat der Klubführung

Hamburg. Bastian Reinhardt war bereits informiert worden. Inoffiziell hatte der noch amtierende Sportchef bereits mitgeteilt bekommen, dass der HSV weiter an einer "großen Lösung" werkeln würde. Und die Suche nach einem neuen Sportchef könnte jetzt unmittelbar vor einem Abschluss stehen: Frank Arnesen vom FC Chelsea soll den Posten übernehmen, der eigentlich für Matthias Sammer vorgesehen war, ehe der DFB-Sportdirektor doch noch in letzter Sekunde am 21. Januar, kurz vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, überraschend absagte. Nach Abendblatt-Informationen traf sich der Däne in Hamburg mit einigen Aufsichtsräten zu Verhandlungen.

Arnesen gilt als absoluter Wunschkandidat von HSV-Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann und ist im europäischen Fußball kein Unbekannter. Als Fußballprofi wurde der Däne zwischen 1975 und 1981 mit Ajax Amsterdam dreimal niederländischer Meister sowie 1979 Pokalsieger. Über den FC Valencia (1981-1983), den RSC Anderlecht kam er zum PSV Eindhoven, mit dem er dreimal niederländischer Meister wurde und 1988 den Europapokal der Landesmeister gewann. Arnesen spielte 52-mal für die dänische Nationalmannschaft und schoss dabei 14 Tore. Er nahm an der Europameisterschaft 1984 in Frankreich und der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko teil. Bei der EM in Frankreich wurde er mit drei Toren hinter Michel Platini zweitbester Torschütze. 1988 beendete Arnesen seine Karriere als Spieler und war zunächst als Co-Trainer für PSV Eindhoven tätig, wurde dort 1994 Sportdirektor und wechselte 2004 als Manager zu den Tottenham Hotspur. 2005 wechselte der Däne als Nachwuchsleiter und Chef-Scout zum FC Chelsea.

Im Mai 2008 wurde Arnesen zusätzlich in den Vorstand des Vereins berufen, und seit der Saison 2009/10 arbeitet der 54-Jährige auch als Sportdirektor für den FC Chelsea, dem er im Oktober 2010 bereits mitteilte, dass er seinen zum Saisonende hin auslaufenden Vertrag nicht verlängern wolle. Seitdem sollen sich laut englischen Zeitungsberichten neben dem HSV auch Real Madrid und Manchester City um seine Dienste bemüht haben.

Schon vor sieben Jahren schaffte es Frank Arnesen, Bernd Hoffmann nachhaltig zu beeindrucken. Der heute 54-Jährige hatte dem Vorstandschef die Scouting- und Nachwuchsabteilungen des PSV Eindhoven - damals war er dort noch Sportdirektor - detailliert vorgestellt und großes Lob geerntet. Als "Trüffelschwein im internationalen Scouting" bezeichnete Hoffmann die Sichtungsabteilung nach seinem Ortstermin. Dank seiner "Auslandseinsätze" spricht Arnesen mehrere Sprachen fließend.

Nach der Absage von Matthias Sammer forschten die Kontrolleure weiter nach einem großen Namen, der das strategische Ziel umsetzen kann, den Verein in Sachen Scouting und Nachwuchsarbeit neu aufzustellen. Mit Arnesen könnte der HSV stärker den Fokus auf die Spielermärkte in Skandinavien, den Beneluxstaaten und Deutschland richten. Die Hoffnung wäre, spätere Superstars früh zu sichten und sie behutsam aufzubauen.

In Eindhoven, während der Amtszeit Arnesens, hießen diese Spieler Ronaldo oder Romario.