Angreifer Ruud van Nistelrooy betont seine Leidenschaft für den HSV. Aber verlängern will der Stürmerstar “im Prinzip“ trotzdem nicht.

Hamburg. Plötzlich stand er da, mitten im Presseraum des HSV: Ruud van Nistelrooy, der seit seinem gescheiterten Wechsel zu Real Madrid nicht öffentlich sprechen wollte, trat einen Tag nach seinem Kurzeinsatz für die Niederlande im Länderspiel gegen Österreich vor die Mikrofone, um etwas loszuwerden. Es gäbe wieder Theater um seine Person, und ein letztes Mal wolle er klarstellen, was sowieso nie anders gewesen sei. "Ich bin vollkommen konzentriert auf den HSV und trage zu hunderttausend Prozent Leidenschaft für den Klub in mir", erklärte der Weltstar langsam und betonte dabei jede Silbe, dass es auch wirklich jeder versteht.

Das von ihm erwähnte "Theater" bezog sich auf ein Interview vor wenigen Tagen mit dem niederländischen TV-Sender RTL. Die Aussagen des Angreifers ("Ich muss noch in 14 Meisterschaftsspielen für den HSV antreten. Das ist dann genug gewesen") seien falsch ausgelegt und aus dem Zusammenhang gerissen worden. Trainer Armin Veh kündigte zunächst ein klärendes Gespräch mit van Nistelrooy an, schlug sich dann aber schnell auf die Seite des Niederländers. "Ich habe mir das Interview in Gänze angeschaut und hatte danach nicht den Eindruck, als ob er keinen Bock mehr auf den HSV habe. Es war in meinen Augen ein höchstprofessionelles Interview. Ruud hat mich am Mittwochabend sogar von sich aus angerufen, für mich ist dieses Thema endgültig geklärt." So ändere sich laut Veh zunächst auch nichts am sportlichen Status des 34-Jährigen: Gegen Wolfsburg (Sonnabend, 15.30 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de) bleibe er im Sturm gesetzt. Was die weitere Zukunft bringe, wisse man nie.

Was van Nistelrooys Lippenbekenntnisse wert sind, ist ebenso ungewiss nach dem Zickzackkurs des Niederländers, der jetzt Leidenschaft für den HSV predigt, aber vor dem Schalke-Spiel noch unverhohlen damit gedroht hatte, das Mannschaftsquartier zu verlassen, wenn er keine Freigabe für Real Madrid erhalte.

Vehs auf die nur nahe Zukunft begrenztes Vertrauensbekenntnis war jedenfalls ein deutlicher Fingerzeig, dass der HSV-Coach mit den zuletzt gezeigten Leistungen van Nistelrooys nicht voll zufrieden war. Gegen Frankfurt und in Nürnberg stand er neben sich, auch auf Schalke war außer dem Siegtor nicht viel zu sehen. Auch wenn sich seine Leistungen künftig wieder stabilisieren sollten, wird ein fader Beigeschmack bleiben. Zu sehr machten der Stürmer und sein Berater Rodger Linse deutlich, welch geringen Stellenwert der HSV im Gegensatz zu Madrid besitzt. "Ruud kann es nicht begreifen, dass er in Hamburg bleiben muss, und hat ein Problem damit", sagte Linse vor gerade einmal zwei Wochen und erklärte das Kapitel van Nistelrooy in Hamburg nach der Saison für definitiv beendet.

Und auch sein Schützling erklärte deutlich: "Mein Herz schlägt für Real Madrid." Und das nur ein Jahr, nachdem er bei den "Königlichen" keine sportliche Perspektive mehr sah und der HSV recht kam, um dem Dauerverletzten wieder auf die Beine zu helfen.

Für van Nistelrooy Schnee von gestern. "Ich war schon vor der Winterpause beim HSV sehr zufrieden, dann aufgrund des gescheiterten Wechsels kurz enttäuscht. Doch das habe ich mittlerweile akzeptiert und den Knopf umgeschaltet. Die Qualität und Mentalität ist in diesem Kader vorhanden, wir können mit dem HSV noch viel erreichen."

Über die Saison hinaus betrachtet hatte van Nistelrooy genau dies vor wenigen Tagen noch infrage gestellt. In einem "Bild"-Interview formulierte er, dass beim HSV große Unsicherheit herrsche, viele Verträge ausliefen und niemand wisse, wie die Zukunft aussieht. Er möchte in seiner Karriere hingegen noch etwas erreichen und bekräftigte, seinen Vertrag aus diesen Gründen auch nicht zu verlängern. Gestern relativierte van Nistelrooy diese Aussagen und ließ sich zumindest noch ein Schlupfloch offen. "Im Prinzip" schließe er einen Verbleib weiterhin aus, doch sei die mittelfristige Zukunft momentan nicht wichtig, einzig die 14 verbleibenden Bundesliga-Partien.

Allenfalls beim Erreichen der Champions League könnte der Geschichte des wankelmütigen Weltstars beim HSV vielleicht doch ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden. Doch dafür muss allen voran van Nistelrooy selbst beweisen, dass er den Knopf in der Tat umgeschaltet hat und auf dem Platz künftig wieder deutlich macht, welchen Stellenwert der Verein für ihn wirklich hat.