Fans aus der ganzen Welt mussten traurig wieder zurückreisen

Hamburg. Andre Röhrs hatte die Sonnenschirme, die vor seiner Gastronomie Trafo-Haus am HSV-Stadion stehen, gar nicht erst aufgespannt. Statt mit einem an Spieltagen überfüllten Laden musste sich der 46-Jährige mit vereinzelten Volkspark-Spaziergängern begnügen. "Dafür habe ich heute früher Feierabend", so Röhrs, "der Derby-Ausfall muss ja auch was Gutes haben."

Allerdings kann Röhrs den Ausfall auch gelassen nehmen. Er wird seinen Laden am Nachholspieltag geöffnet haben, seinen Umsatz machen. Zahlreiche Fans des FC St. Pauli, die extra aus Schottland, Italien, Griechenland und sogar Australien angereist waren, werden nicht so variabel auf die Neuterminierung reagieren können.

Gleiches gilt für den HSV, bei dem Ralf Jährling und sein Vater Hans zwei Jahre gespart hatten, um eine teure Loge zu kaufen, die sie beruflich bedingt am Nachholspieltag jedoch nicht beziehen können. Auch aus Paraguay und Australien waren Fans angereist. Wolfgang Anderson nahm sogar den weiten Weg aus Houston (USA) auf sich. "Ich bin extra wegen des Derbys hier, habe jetzt leider keinen Urlaub mehr", so der Spediteur, der für das Stadtderby sogar auf Tickets für das Footballendspiel Super Bowl in Dallas verzichtet hatte.

Kaum besser erging es Fritz Dönselmann. Der 46-Jährige war nichts ahnend und voller Vorfreude um 14.36 Uhr per Auto am Stadion vorgefahren, wollte seinen Platz in Block 15 A beziehen. Am bewachten und verschlossenen Stadiontor angekommen, konnte der Rahlstedter die Nachricht der Ordner gar nicht fassen. Warum er vorher nichts mitbekommen hatte? "Meine Familie ist grippekrank. Ich konnte nicht wie sonst fernsehen, sondern musste mich kümmern."

Dafür hatte Dönselmann am Sonntag mehr Zeit, als ihm lieb war.