HSV-Trainer Veh unterstreicht seinen Wunsch nach einem neuen Innenverteidiger und nimmt den Sportchef in die Pflicht. Der verhandelt schon.

Dubai City. Es ist kein großes Geheimnis, dass die Scheichs in Dubai als vorzügliche Gastgeber gelten. Jeder Wunsch eines HSV-Profis wird im luxuriösen Park-Hyatt-Hotel umgehend in die Tat umgesetzt. Aromatischer Kaffee in kleinen verzierten Bechern, frisch gepresste Säfte und offenbar gerade erst gepflückte Trauben stellen keine wirklichen Hürden dar. Und auch der Rasen im gerade mal zehn Autominuten entfernt liegenden Trainingsstadion Al-Wasl könnte in keinem besseren Zustand sein. Wenn Trainer Armin Veh nur nett genug fragen würde, könnten die Scheichs wohl sogar dem strahlend blauen Himmel ein wenig Schwarz und Weiß beimischen. "Nichts ist unmöglich" scheint das Motto der Metropole zu sein, die vor 50 Jahren noch eine unbedeutende Beduinensiedlung war. Nur einen Herzenswunsch konnten selbst die bemühten Gastgeber den HSV-Verantwortlichen nicht erfüllen: die Verpflichtung eines Abwehrspielers.

"Wir brauchen noch einen Innenverteidiger", wiederholte Veh gestern nach dem Vormittagstraining einmal mehr seine Forderung nach einem zusätzlichen Defensivakteur, da er mit Heiko Westermann, Guy Demel, Muhamed Besic und Dennis Aogo gerade mal vier echte Abwehrspieler in Dubai dabeihabe. Die erneute Fersenoperation Dennis Diekmeiers und die nachvollziehbare Entscheidung der medizinischen Abteilung, Joris Mathijsen seine Knöchelverletzung in Hamburg auskurieren zu lassen, haben Veh in seiner Meinung zusätzlich bestärkt. "Wir haben bereits Verhandlungen aufgenommen. Wie weit die Gespräche fortgeschritten sind, kann ich Ihnen nicht beantworten, da müssen Sie den Sportchef fragen", sagte Veh, der somit Bastian Reinhardt in die Pflicht nimmt.

Reinhardt selbst hatte noch am Vortag betont, keinen Notkauf im Winter ("Wir haben da schlechte Erfahrungen gemacht") zu tätigen, den Markt allerdings weiterhin beobachten zu wollen. Intern hat man sich aber längst darauf geeinigt, dass Reinhardt einen jungen Abwehrmann mit Perspektive finden soll, der nicht nur in den kommenden sechs Monaten die Löcher in der HSV-Abwehr stopfen darf. "Es wäre wichtig, dass wir uns in Ruhe in der Verteidigung einspielen können. Aber wir hatten ja schon in der Vorrunde große Probleme in der Viererkette", sagt Westermann, "27 Gegentreffer sprechen Bände. Wenn wir uns so viele Tore in der Rückrunde noch mal erlauben, wird es schwer, den internationalen Wettbewerb tatsächlich noch zu erreichen."

Im heutigen Testspiel gegen Al-Wasl (17.30 Uhr MEZ/live bei Sport1) können aus Personalmangel ebenso wenig Abläufe im Abwehrverbund eingeübt werden wie im Test am Sonnabend (16 Uhr) gegen Ajax Amsterdam in der Imtech-Arena. Zum Rückrundenauftakt gegen Schalke 04 (15.1.) hoffen Veh und Co. zwar auf die Rückkehr von Mathijsen, eine Gewissheit gibt es allerdings nicht. "Joris kann man nicht ersetzen", sagt Westermann, der aber genau das im Verbund mit dem gelernten Rechtsverteidiger Demel machen muss. Hinten rechts dürften bis zur Rückkehr des Niederländers Mittelfeldmann Tomas Rincon oder Youngster Besic aushelfen. Collin Benjamin (Oberschenkel) fehlt noch zwei, drei Wochen. "Bereits in der Hinrunde haben wir lange ohne eingespielte Außenverteidiger gespielt. Das ist nicht optimal, aber wenigstens ist Dennis Aogo auf der linken Seite wieder dabei", sagt Westermann.

Eine erste Chance auf eine Defensivverstärkung ließ Reinhardt gestern ungenutzt. Um sechs Uhr morgens verließ der AC Mailand das Park Hyatt und machte sich auf den Weg nach Italien. Der Spitzenklub war gleich mit elf Abwehrspielern angereist und hätte dem HSV sicherlich einen abgeben können. Doch wenn es eine Erkenntnis des ersten Trainingstags in Dubai gibt, dann die, dass selbst im Morgenland nicht jeder Wunsch in Erfüllung geht.