Der Aufsichtsratskandidat Carsten Kober glaubt, dass Armin Veh bald weg ist und sich der Hamburger SV einen neuen Trainer suchen muss.

Hamburg. Carsten Kober sieht aus wie Carsten Kober, nur älter. Vor neun Jahren hat der "Master of Grätsche" (254 Spiele für den HSV, Hertha und Osnabrück) seine Profikarriere beendet, am 9. Januar will er sein Comeback beim HSV feiern - als Aufsichtsrat.

Abendblatt: Herr Kober, haben Sie nach der missratenen Hinrunde überhaupt noch Lust, sich für den Aufsichtsrat am 9. Januar wählen zu lassen?

Carsten Kober: Ich mache meine Kandidatur doch nicht vom Tabellenstand abhängig. Mir geht es darum, dass der Verein endlich mal zur Ruhe kommt, und kann dem HSV mit meiner sportlichen Kompetenz dabei helfen. Wirtschaftliche Kompetenz gibt es ja bereits zu Genüge, sportliche Expertise fehlt allerdings in dem Gremium.

Dann erklären Sie uns doch bitte, was beim HSV zurzeit falsch läuft.

Kober: Diese Frage müssten Sie den Verantwortlichen stellen, nicht mir.

Aber Sie wollen doch die sportliche Kompetenz im neuen Aufsichtsrat abdecken.

Kober: Das will ich und das werde ich - ab dem 9. Januar. Im Übrigen sieht doch jeder, was beim HSV falsch läuft.

Nämlich?

Kober: Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber die Verantwortlichen scheinen im Sommer verpasst zu haben, sich bei allen Neuzugängen genau zu informieren. Ein paar Anrufe in Berlin hätten genügt, um eine vage Vorstellung davon zu bekommen, was man von Gojko Kacar erwarten kann und was nicht. Allerdings ist das die Aufgabe des Vorstands und nicht des Aufsichtsrats.

Und warum ist dann sportliche Kompetenz im Aufsichtsrat so wichtig?

Kober: Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich in Berlin anrufe und mich bei Michael Preetz nach Kacar erkundige, oder ob das ein Alexander Otto macht. Man braucht ganz einfach ein Netzwerk, um im Profifußball eine Rolle zu spielen. Ich habe dieses Netzwerk.

Sie waren aber neun Jahre lang kein Teil des Profifußballs.

Kober: Aber ich habe doch nicht in den vergangenen neun Jahren Däumchen gedreht. Ich habe zwei kaufmännische Ausbildungen absolviert, meine eigene Selbstständigkeit vorangetrieben und den Kontakt zu alten Mitspielern wie Dietmar Beiersdorfer nie verloren.

Haben Sie mit Beiersdorfer über Ihre Kandidatur gesprochen?

Kober: Natürlich. Aber ich schätze den Aufsichtsratsposten nicht so dramatisch ein, wie es andere tun. Als Kontrolleur entscheidet man ja gar nicht so viel, es geht viel mehr darum, Transfers und Finanzen abzusegnen. Und auch bei dieser Entscheidung ist man ja nur einer von zwölf Aufsichtsräten.

Was denken Sie über die aufgekommene Trainerdebatte?

Kober: Ich empfinde die Außendarstellung des Trainers als sehr unglücklich. Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Trainer in die Winterpause geht und sagt, dass er sich über Weihnachten Gedanken machen will, ob er weitermachen will oder nicht. Da hat Armin Veh einen großen Fehler gemacht.

Könnte das in der Rückrunde zum Problem werden?

Kober: Ich glaube, dass es schon viel früher zum Problem wird. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass das Thema ohnehin schon geklärt ist.

Wie meinen Sie das?

Kober: Das werden wir im Januar erfahren. Ich wäre aber überrascht, wenn Veh in der Rückrunde noch Trainer ist.

Fehlt dem HSV eine Philosophie?

Kober: Man sieht bei Klubs, in denen junge Macher am Werk sind und Zeit bekommen, dass es läuft. Was Taktik, Teamumgang, Training und Weiterbildung betrifft, finde ich Thomas Tuchel sehr beachtlich. Wenn ich das Mainzer Potenzial mit dem vom HSV vergleiche, ist schon ein Unterschied zu erkennen.

Fehlt der Zusammenhalt?

Kober: Das hat früher sicher anders funktioniert. Aber Leitwölfe sind überall heiß begehrt. Kapitän Heiko Westermann hat seine schwere Aufgabe nur zum Teil erfüllen können, weil auch seine eigene Leistung nicht ganz stimmte.

Wie zufrieden sind Sie mit der Wahl von Bastian Reinhardt als Sportchef?

Kober: Problematisch war die lange Suche. Um Probleme zwischen Spielern und Trainern zu vermeiden, braucht man einen starken Sportdirektor. Der war aber eineinhalb Jahre nicht da.

Ist er jetzt da?

Kober: Ein Sportdirektor ist jetzt da.