Wirtschafts-Coach und Aufsichtsratskandidat Olaf Kortmann zur Krise

Hamburg. Olaf Kortmann ist einer von 21 Kandidaten, die sich heute (19 Uhr) im Elysée für einen Platz im Aufsichtsrat bewerben. Der ehemalige Volleyball-Bundestrainer und jetzige Wirtschaftscoach fordert von Armin Veh in der Krise eine klare Führung.

Abendblatt:

Herr Kortmann, Armin Veh hat die mentale Krise ausgerufen. Was ist zu tun, um die Wende zu schaffen?

Olaf Kortmann:

Ich kann das Auftreten der Mannschaft nur von außen und damit eingeschränkt beurteilen. Eine mentale Krise ist jedoch immer das Ergebnis einer Verunsicherung, nicht ein mentales Übel. In solch einer Phase übernimmt der Trainer eine enorm wichtige Vorbildfunktion. Armin Veh ist jetzt als Führungskraft gefragt. Ein Trainer ist heute ein Coach, der Fähigkeiten eines Psychologen mitbringen muss. Nur nach Schuldigen zu suchen und an das Herzblut der Profis zu appellieren bringt gar nichts.

Gerne kommt in schwierigen Phasen der Ruf nach den "harten Hunden" ...

Kortmann:

Wer natürliche Autorität hat, braucht kein autoritäres Gehabe. Ein Trainer muss seine Mannschaft mit seinen Maßnahmen und Aussagen überzeugen und glaubwürdig sein. Wenn Spieler ihrem Trainer nicht mehr vertrauen, wie es bei Labbadia zuletzt der Fall war, wird es schwierig. Am Ende entscheidet aber nur der Erfolg.

Darf ein Trainer wie Armin Veh sagen, dass er am Boden liegt?

Kortmann:

Das ist ein ehrliches, sympathisches Eingeständnis. Ansonsten machte er mir häufiger den Eindruck, als ob er von außerhalb draufschaut. Für Trainer und Mannschaft gilt es, sich als Einheit ohne Schuldzuweisungen zu präsentieren. Und das geht nur über klare taktische Vorgaben, Sicherheiten im Spielsystem, Schaffen von Automatismen und klar festgelegte Rollen.

Bisher hat Veh, auch verletzungsbedingt, sein Team häufig umgebaut.

Kortmann:

Natürlich gibt es auch äußere Umstände. Aber erst gab es verschiedene taktische Systeme, dann kamen Torun und Son in die Mannschaft, waren Hoffnungsträger. Später sollten es die Alten richten. Der Trainer hat viel probiert und damit auch seinen Teil zur Verunsicherung der Mannschaft beigetragen.