Bilanz: Der Umsatz betrug 154 Millionen Euro. Aufwendungen für die Profi-Abteilung beim HSV werden auf 47 Millionen Euro steigen.

Hamburg. Bei der Deutschen Fußball-Liga gehört der HSV längst zu den Musterschülern. Weil der Klub seit 2003 in den Bilanzen seiner Geschäftsjahre, die jeweils am 30. Juni endeten, stets ein positives Ergebnis auswies, kommt bei den Hamburgern inzwischen ein vereinfachtes Lizenzierungsverfahren zur Anwendung. Und auch nach der Saison 2009/10 weist der Verein bei einem Umsatz von 154,4 Millionen Euro (HSV e.V. und Arena KG) ein Plus von 283.000 Euro in seiner dem Abendblatt vorliegenden Bilanz aus. Das Konzernergebnis beträgt 496.000 Euro. "Der Verein steht wirtschaftlich fundamental solide da", kommentiert Klubchef Bernd Hoffmann die Zahlen.

Die Erträge. Neben den Spielerträgen (49,2 Mio. Euro), Werbeerträgen (24,1 Mio.), der Verwertung medialer Rechte (33,6 Mio.) und dem Handel (10,6 Mio.) weist der HSV in seiner Gewinn- und Verlustrechnung einen Erlös von 8,1 Millionen Euro bei Transferverträgen aus, worunter hauptsächlich der Wechsel von Thiago Neves (für 6,3 Mio. zu Al Hilal Riad) fällt. Unter den Posten "Weitere Aktivitäten" (7,9 Mio. Euro) fallen die Einnahmen für das Ausrichten des DFB-Länderspiels gegen Finnland im Oktober 2009 sowie des Europa-League-Endspiels im Mai. Auch interessant: Die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge sind inzwischen auf stolze 3,2 Mio. Euro gestiegen. Unter der Position "Sonstige Erträge" (12,8 Mio.) sind 2,5 Mio. Euro von insgesamt 12,5 Mio. Euro zu finden, die Investor Klaus-Michael Kühne dem Klub zur Verfügung stellte.

In der laufenden Saison plant der HSV mit einem leicht rückläufigen Umsatz von 143 Mio. Euro, was auch daran liegt, dass neben dem Fehlen in der Europa League auch das Aus im DFB-Pokal frühzeitig erfolgte. Deshalb werden die Einnahmen bei der Verwertung medialer Rechte von 33,6 auf rund 26 Mio. Euro fallen. Dennoch kalkuliert der Klub derzeit noch mit einer schwarzen Null im Juni 2011: "Wir wollen diese Saison mit einem positiven Ergebnis abschließen", sagt Hoffmann.

Die Aufwendungen. Nach 45 Mio. Euro in der Saison 2008/09 ist der Personalaufwand für das Bundesligateam 2009/10 auf 40 Mio. Euro gesunken, was auch daran lag, dass der HSV durch die langwierigen Verletzungen etlicher Spieler (Guerrero, Alex Silva, Benjamin) 3,5 Mio. Euro an Gehältern sparte, da nach sechs Wochen Arbeitsunfähigkeit die Berufsgenossenschaft einspringen muss. In dieser Saison plant der Klub dagegen mit Ausgaben für die Profis in Höhe von 47 Mio. Euro und liegt damit im Ligavergleich hinter den Bayern, Wolfsburg, Schalke im Rahmen der Ausgaben der Konkurrenz in Bremen, Hoffenheim und Leverkusen.

Die Ausgaben für die Geschäftsstelle, worunter auch die Vorstandsgehälter fallen, sind von 11,3 Mio. Euro 08/09 auf 8,9 Mio. Euro gesunken, da der Klub nach der Abfindungszahlung für Dietmar Beiersdorfer die komplette Saison ohne Sportchef absolvierte. In dieser Saison wird mit 8,5 Mio. Euro Ausgaben gerechnet. Unter den Punkt "Sonstige Aufwendungen" (18,5 Mio. Euro) fallen wie üblich die Provisionszahlungen für Vermarkter Sportfive (13,7 Mio. Euro).

Die Verbindlichkeiten. Zum 30. Juni betrug die Restschuld für den Stadionkredit 48,9 Millionen Euro. Bis 2017, bestätigte Hoffmann, werde dieser Kredit bezahlt sein: "Außer der Stadionfinanzierung haben wir keine Bankschulden." Die Verbindlichkeiten "aus Lieferungen und Leistungen" betrugen zum Stichtag 32,2 Millionen Euro, worunter unter anderem die Transferzahlungen für Eljero Elia und Marcus Berg fallen. Diesem Posten standen 19 Millionen Euro "Forderungen aus Lieferungen und Leistungen" gegenüber, worunter aber die Transfererlöse für Jerome Boateng (Manchester City) und Sidney Sam (Leverkusen) in Höhe von zusammen 14 Millionen Euro noch nicht fallen. Diese werden erst im laufenden Geschäftsjahr 2010/11 abgerechnet.

Positiv: Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag in der Konzernbilanz des HSV sank von 1,1 Mio. Euro auf nur noch 621 000 Euro. 2005 hatte dieser noch 21 Mio. Euro betragen.

Die Prognose. Böse Überraschungen sind im laufenden Geschäftsjahr auszuschließen, die Liquidität ist jederzeit gewährleistet, den von Banken eingeräumten Kontokorrentkredit musste der HSV in der jüngsten Vergangenheit sowieso nicht in Anspruch nehmen. Außerdem sind die Betriebsprüfungen bereits bis 2008 abgeschlossen, was kaum ein anderer Klub von sich behaupten kann. Allerdings: Ohne den Europacup wird wieder die Fantasie des Vorstands gefragt sein. "Wir haben kein vollbepacktes Festgeldkonto, um das Verpassen der Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb kompensieren zu können", sagt Hoffmann, "in diesem Fall müsste der Personalaufwand den Einnahmen angepasst werden."