Armin Veh will beim HSV das Untrainierbare hervorzaubern. Er ist überzeugt, dass die Spieler sich charakterlich ändern können.

Hamburg. Früher war alles besser. Das behauptet zumindest die ältere Generation immer wieder. Auch im Fußball. Und beim HSV. Handys, Laptops, iPods und Kopfhörer auf längeren Bustouren oder Flügen zu Spielen gab es früher nicht. Gab es bei der HSV-Meistermannschaft von 1983 mal Probleme, organisierte Kapitän Ditmar Jakobs einen Mannschaftsabend im eigenen Partykeller. Da wurde getrunken, sich unterhalten. Und eben Tacheles gesprochen. Das erinnert auch der heutige HSV-Trainer Armin Veh aus seinen aktiven Zeiten: "Schon auf den Bustouren nach den Spielen fielen oft die ersten harten Sätze. Aber es half. Wir hatten viel mehr Kommunikation."

Eine Zeit, die vorbei ist. Zum Vergleich, die HSV-Busfahrt aus Dortmund am Freitagabend. Veh: "Es war ruhig." Allerdings nicht, weil die Spieler nach dem chancenlosen 0:2 besonders nachdenklich waren, sondern weil sie sich nicht hörten, nicht hören wollten. Veh: "Die hatten fast alle diese Dinger auf." Kopfhörer meint der Trainer. Und weil auch ein Jungprofi heutzutage in der Regel schon Besserverdiener ist, sind es zumeist die teuren, schalldichten.

Zwar behauptet Veh, sich offiziell mit der Generation X arrangiert zu haben ("Barcelonas Spieler sind nicht anders und gewinnen alles"), aber er sieht hier einen wesentlichen Ansatz. Er muss aus den Profis das Untrainierbare hervorzaubern: den Teamgeist. Ob er glaubt, dass der Mannschaft der Charakter fehlt? Veh diplomatisch: "Nein, das kann ich so nicht sagen. Ich glaube aber, dass sich jeder Mensch ändern kann. Immer. Auch die Jungen."

Hoffnung setzt Veh zudem in die Rückkehr der älteren, zuletzt verletzten Spieler wie Ruud van Nistelrooy und ausgerechnet Frank Rost. Denn Letztgenannter erhielt im Sommer vom Vorstand offiziell Rügen für seine verbalen Vorstöße. Die oft sehr kritischen Aussagen hätten für Missstimmung gesorgt, hieß es in der Begründung.

Es war die Art, die jetzt erwünscht ist. Zumindest von Veh. "Frank kann das, Frank ist da führend", lobt der Trainer. Ob sich allerdings Rost, dem zur Verdeutlichung der Machtverhältnisse im Sommer eine potenzielle neue Nummer eins vorgesetzt wurde, jetzt als erster erhebt, erscheint fraglich. Das weiß Veh. Ebenso, dass die Krise ein Resultat der Geister ist, die der HSV selbst rief. Und die lassen sich - wie früher schon - nicht einfach wegtrainieren.