Nach Frank Rosts Knieverletzung will Neuzugang Jaroslav Drobny die Chance im HSV-Tor nutzen, auf die er seit seiner Verpflichtung gewartet hat.

Hamburg. Ein Sprücheklopfer wird Jaroslav Drobny, stattliche 1,92 Meter groß, 90 Kilo schwer, Schuhgröße 50 und mit einem Kreuz gesegnet, mit dem man problemlos ein Klavier alleine in den fünften Stock hieven könnte, in diesem Leben wohl nicht mehr werden. Das torlose Unentschieden gegen Bayern München war am späten Freitagabend noch keine Stunde abgepfiffen, da schlich der Protagonist des Abends mit gesenktem Haupt durch die Katakomben der Imtech-Arena, als ob er im Bundesliga-Spitzenspiel gerade vier Gegentreffer kassiert hätte. Seit Monaten hatte Drobny still und leise auf die eine Chance im Training hingearbeitet, die ihm am besagten Freitagabend durch eine plötzliche Knieverletzung Frank Rosts (siehe unten) gewährt wurde. Drobny wurde eingewechselt, blieb ohne Gegentreffer und schien nach dem Schlusspfiff trotzdem nicht so recht zu wissen, warum er nun Grund hätte, sich über seinen unerwarteten Aufstieg zu freuen. Es sei schön gewesen, dass die Fans ihn freundlich begrüßt hätten, und Frank Rost sei natürlich ein ganz ausgezeichneter Torhüter, sagte Drobny mit leiser Stimme. Wie er sich jetzt als neue Nummer eins fühle, wollte ein Reporter wissen. "Gut", sagte Drobny, schaute noch mal schüchtern in die Runde und verabschiedete sich höflich.

Veh lobt Drobny und erklärt, warum bislang Rost die Nummer eins war

Dass Hamburgs neue Nummer eins nun die Rückennummer 45 trägt, scheint weder Drobny noch Trainer Armin Veh zu stören. "Drobny und Rost waren immer auf Augenhöhe", sagte Veh gestern, und erklärte den vorübergehenden Vorsprung Rosts mit dem Bonus des "Platzhirschen". Drobny sei der Herausforderer, deswegen hätte er zeigen müssen, dass er nicht gleich gut, sondern besser als Rost sei. Große Sorgen würde er sich aber selbst bei einer längeren Zwangspause Rosts nicht machen. "Jaroslav ist ein ausgezeichneter Torwart, er ist immer fleißig und fügt sich ausgezeichnet ins Mannschaftsgefüge ein", lobte Veh, der sich allerdings scheut, Drobny den sofortigen Status der Nummer eins auszusprechen: "Frank ist erst mal weiter Nummer eins und Jaro unsere Nummer zwei."

Ob es bei dieser Reihenfolge bleibt, hängt nun ganz alleine vom ehemaligen Berliner, der bereits einen beachtlichen Lebenslauf vorzuweisen hat, ab. Vor seinem Engagement beim HSV spielte der Tscheche bereits bei Hertha BSC und dem VfL Bochum, in den Niederlanden beim ADO Den Haag, in England (FC Fulham und Ipswich Town), in Griechenland (Panionios Athen) und in seiner Heimat bei Dynamo Ceske Budejovice. "Wenn man die Möglichkeit hat, so einen Torhüter zu verpflichten, dann darf man kein Jahr warten", sagt Marcell Jansen, der daran erinnert, dass Rosts Karriereende absehbar ist, "Frank wird mit Sicherheit keine zehn Jahre mehr spielen." Drobnys Karriere beim HSV hat dagegen gerade erst angefangen. Hamburgs Verantwortliche schwärmten nach seiner ablösefreien Verpflichtung über seine Disziplin, seinen Teamgeist und seinen Einsatz. Drobny sei nervenstark, habe überdurchschnittliche Reflexe und sogar eine bessere Strafraumbeherrschung als Rost. Ausbaufähig seien lediglich seine fußballerischen Qualitäten. Bis zu Rosts Genesung wird der 31-Jährige, dem schwere Knieprobleme anderthalb Jahre seiner Karriere kosteten, sicher im Tor stehen, auf die Zeit danach will sich Veh noch nicht festlegen.

Aus Liebe trat der Tscheche dem griechisch-orthodoxen Glauben bei

Mit einer verbalen Kampfansage Drobnys muss allerdings niemand rechnen. Der tschechische Nationaltorhüter will mit Leistung statt mit großen Worten überzeugen. Auch privat bevorzugt der Familienvater eher die ruhigen Töne. Drobny ist mit der Griechin Katerina verheiratet, die er während seiner Zeit bei Panionios Athen in einem Café kennenlernte. Nach der Geburt von Sohn Iasonas Ende 2006 trat Drobny aus Liebe sogar dem griechisch-orthodoxen Glauben bei. Fragt man den Keeper nach Details der Taufzeremonie vor 150 Gläubigen in Nafpaktos, antwortet der nur: "Ich glaube an Gott."

Viel mehr - findet Drobny - gibt es eigentlich auch nicht zu sagen.