Am Freitag trifft van Nistelrooy erstmals mit dem HSV auf Bayern, gegen die er schon mit Real und Manchester United getroffen hat.

Hamburg. Irgendwie scheint Ruud van Nistelrooy die ganze Angelegenheit immer noch ganz schrecklich peinlich zu sein. Der Hamburger Torjäger lächelt verlegen, überlegt kurz und sagt dann mit ruhiger Stimme: "Das war wirklich schwierig für mich damals." Gemeint ist aber keineswegs eine Jugendsünde, ein Skandal oder Skandälchen, und noch nicht mal eine kleine Ordnungswidrigkeit. Mit 'damals' ist der 29. Juli 2006 gemeint, als der Niederländer die Dreistigkeit besaß, zum Telefonhörer zu greifen, Uli Hoeneß' Nummer zu wählen und dem damaligen Münchner Manager persönlich mitzuteilen, dass er sich gegen einen Wechsel zum ruhmreichen FC Bayern entschieden hätte. "Bayern ist einer der größten Klubs Europas, deswegen habe ich mich so schwer getan, dort abzusagen", erinnert sich van Nistelrooy heute, wenige Tage vor seinem ersten Spiel mit dem HSV gegen die Münchner am Freitag.

Obwohl die Episode nun mehr als vier Jahre her ist, scheint van Nistelrooy die späte Absage immer noch unangenehm zu sein. Schließlich war der Wechsel von Manchester United zum deutschen Rekordmeister damals so gut wie perfekt gewesen. Sein Berater Rodger Linse hatte die Verträge schon ausgehandelt und auch über das Gehalt war man sich eigentlich einig. Eigentlich.

"Ich wäre zu Bayern gegangen, wenn Real Madrid nicht angerufen hätte", erklärt van Nistelrooy seine damalige Absage. Denn Bayern hin oder her: Real ist Real. Diese Begründung musste auch Hoeneß wohl oder übel akzeptieren. Dabei hatte sich der Bayern-Manager für den Niederländer so richtig ins Zeug gelegt. Der Wechsel van Nistelrooys war über ein Jahr lang geplant, einen ersten Kontakt hatte es in Japan am Rande eines Freundschaftsspiels der Bayern gegeben. Eine Stunde dauerte das lockere Gespräch, an dessen Ende Hoeneß gesagt haben soll: "Wäre doch schön, wenn du mal bei uns spielst."

HSV-SPIELER DES MONATS SEPTEMBER

Der Rest der Geschichte ist bekannt. Ruud van Nistelrooy wechselte im Sommer 2006 für 15 Millionen Euro von Manchester zu Madrid, für München spielte er nie. Gegen die Bayern spielte der Torjäger dafür umso häufiger und umso lieber. Insgesamt sechsmal trat der Stürmerstar mit dem PSV Eindhoven, Manchester United und Real Madrid gegen die Bajuwaren an, traf dabei viermal. Besonders an Oliver Kahn, der bei drei der vier Tore hinter sich greifen musste, erinnert er sich gut. "Keine schlechte Quote", nennt van Nistelrooy seine persönliche Bayern-Bilanz, die er Freitagabend im Volkspark mit dem HSV gerne aufbessern würde, dann auch gerne gegen Hans-Jörg Butt im Tor. "Spiele gegen Bayern München sind immer etwas Besonderes", sagt der 34-Jährige, der die Duelle mit dem Meister gleichsetzt mit Spielen in Spanien gegen Real oder Barcelona oder mit Partien in England gegen Manchester, Chelsea und Arsenal.

Wie häufig van Nistelrooy in der Bundesliga noch gegen Bayern spielen darf, hängt in erster Linie von ihm selbst ab. Der Vertrag des niederländischen Nationalspielers läuft im Sommer aus, über eine Verlängerung wollen sich Sportchef Bastian Reinhardt und van Nistelrooy frühestens im Winter, spätestens bis zum März austauschen. "Am wichtigsten ist, wie ich mich dann fühle", sagt der Wahl-Winterhuder, "zurzeit fühle ich mich jedenfalls immer noch richtig gut."

Irgendwann, das weiß auch van Nistelrooy, ist das Ende seiner aktiven Karriere aber doch absehbar. Und dann? Eine konkrete Antwort will er noch nicht geben, eins weiß er aber schon jetzt: "Wenn das Fußballspielen vorbei ist, will ich vom Fußball erst mal eine Pause machen." Eine nahtlose Karriere als Trainer oder Manager schließt er aus, gibt aber augenzwinkernd zu, dass man ja eigentlich niemals nie sagen sollte. So habe er am vergangenen Dienstag seinen Nationalmannschaftskollegen Jaap Stam auf einen Kaffee getroffen. "Jaap hat früher immer gesagt, dass er auf keinen Fall Trainer werden will", erinnert sich van Nistelrooy. Und was ist aus Stam geworden? Natürlich ein Trainer. "Nun ist er Co-Trainer beim Zweitligisten FC Zwolle."

Manchmal, das weiß van Nistelrooy spätestens seit dem 29. Juli 2006, muss man eben auch mal seinen Plan ändern.