Der serbische Neuzugang von Hertha BSC Berlin dürfte David Jarolim ersetzen, der wegen seines Muskelfaserrisses in Mainz ausfällt.

Hamburg. Das Wort "ausgerechnet" erfreut sich bei Fußballkommentatoren ganz besonderer Beliebtheit. Wann immer ein gerade erst eingewechselter Spieler, ein lange verletzter Profi, ein Fußballer, der gegen seinen alten Klub spielt, oder ein chronisch erfolgloser Stürmer ins gegnerische Tor trifft, heißt es immer schnell "ausgerechnet er". Ähnlich war es auch am Sonnabend, als ausgerechnet Gojko Kacar mit seinem wuchtigen Kopfball für die Wende zum Guten sorgte. Ausgerechnet der Serbe, dem bis zu seinem ersten Treffer für den HSV so rein gar nichts gelingen wollte. Ausgerechnet der Neuzugang aus Berlin, der nach einer ganz schwachen Trainingswoche einen Tag vor dem Spiel zugunsten Robert Tesches aus der ersten Elf geflogen war. Und ausgerechnet der 23-Jährige, der bislang statt über Tore fast ausschließlich über seine Ablöse von gut fünf Millionen Euro reden musste.

Der Serbe hofft auf einen echten Neustart beim HSV

"Für mich war das ein ganz wichtiges Tor", sagte Kacar, der nun auf einen Neustart beim HSV hofft, "ich habe eine schwere Zeit hinter mir gelassen." Wie schwer diese Zeit tatsächlich war, konnte jeder der 57 000 Zuschauer sehen, als der Neu-Hamburger seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 bejubelte. Völlig losgelöst machte sich Kacar auf den Weg zu seinem persönlichen Triumphlauf, ließ sich zunächst von keinem Mannschaftskollegen einfangen und reckte beide Fäuste immer wieder in Richtung der Haupttribüne. Dort saß Kacars Onkel Milan, der gleichzeitig sein Berater ist und wohl als einer von ganz wenigen den Glauben an seinen Neffen in den vergangenen Wochen nicht verloren hatte. "Mit meinem Jubel wollte ich ihn einfach grüßen" erklärte Kacar später.

Und nachdem Kacar bis zu seinem Premierentreffer mehr schlecht als recht am Spielgeschehen teilnahm, drehte der serbische Nationalspieler anschließend so richtig auf. Einen zweiten Kopfballtreffer konnte Kaiserslauterns Torhüter Tobias Sippel unter großer Mühe noch verhindern, den gezielten 50-Meter-Pass auf Jonathan Pitroipa vor dem Tor zum 2:1 konnte dagegen niemand unterbinden. "Sicherlich hatte Gojko ein wenig Anlaufschwierigkeiten", sagte Trainer Armin Veh, "aber daran werden wir arbeiten." Ihm habe Kacar jedenfalls insgesamt gut gefallen, auch wenn er teilweise wie ein "tapsiger Bär" daherkomme.

Kacar lässt keinen Zweifel, dass er mehr als ein adäquater Ersatz ist

Aus dem "tapsigen Bären" soll nach Vehs Wunsch nun schnellstmöglich ein echter "Gute-Laune-Bär" werden. Schließlich könnte Kacar, ausgerechnet Kacar, bereits in der nächsten Partie erstmals von Anfang an auflaufen, sollte David Jarolim bis zum Spiel in Mainz nicht fit werden. Der Tscheche musste bereits in der ersten Halbzeit gegen Kaiserslautern wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel ausgewechselt werden, sein Einsatz beim Spitzenreiter ist fraglich. "Ich gucke jetzt nur noch nach vorne", lässt Kacar keine Zweifel aufkommen, dass er den Tschechen im defensiven Mittelfeld adäquat ersetzen könnte. Nur auf den Zusatz "ausgerechnet" würde Kacar zukünftig liebend gern verzichten.