Ein Kommentar von Peter Wenig

In der Fußballer-Sprache kann es nach einem Unentschieden eigentlich keine Verlierer geben. Und dennoch war das 1:1 im gestrigen Derby für ein Team eine gefühlte Niederlage: für den großen HSV.

Sicher, Mladen Petric wendete mit seinem späten Ausgleich die ganz große Krisenstimmung ab, die ohne Frage nach einer Niederlage beim Lokalrivalen eingesetzt hätte. Und, zugegeben, mit acht Punkten aus vier Spielen ist der HSV durchaus respektabel in die Saison gestartet.

Dennoch ist diese Leistung für die Ansprüche des Traditionsvereins, der in dieser Saison 46 Millionen Euro in seine Mannschaft pumpen wird, viel zu dürftig. Ein Team, das wieder zurück ins internationale Geschäft will, muss einfach anders auftreten. Mit Dominanz - und vor allen Dingen mit unbedingtem Siegeswillen.

Der Auftritt am Millerntor weckte genau wie das maue 1:1 im Heimspiel zuvor gegen Nürnberg ungute Erinnerungen an die Schlussphase der vergangenen Saison, als der HSV mit laschen Auftritten alles verspielte.

Der FC St. Pauli darf sich dagegen bei aller Enttäuschung über den späten Ausgleich als Sieger fühlen. Der Aufsteiger hat in den ersten vier Spielen bewiesen, dass er in der Bundesliga angekommen ist. Der Kurs der wirtschaftlichen Vernunft, ein ohnehin sehr preiswertes Team nur zu ergänzen, könnte in der Tat zum großen Ziel Klassenerhalt führen. Natürlich ist der Weg noch weit. Aber dieses Derby hat gezeigt, dass weitere Hamburger Duelle in den kommenden Jahren keine Illusion bleiben müssen. Vielleicht die beste Erkenntnis nach einem insgesamt enttäuschenden Spiel.