Beim 5:1-Sieg des HSV machte der Fünftligist aus Torgelow dem Profiklub (Personalkosten: 45 Millionen Euro) das Leben sehr schwer.

Greif. Dass es in Torgelow nicht viel Raum für sie geben würde, bekamen die Hamburger Profis schon vor dem Anpfiff demonstriert. Statt der heimischen 60 Quadratmeter inklusive großzügigem Nassbereich standen den HSV-Spielern im Waldstadion Keilergrund gerade 16 Quadratmeter zur Verfügung. Dabei war das für die Hanseaten längst nicht das größte Ärgernis, schließlich taten sie sich in der ersten DFB-Pokal-Runde gegen den Underdog aus der Fünften Liga unerwartet schwer. "So darf man nicht spielen", schimpfte David Jarolim nach dem mühsamen 5:1-Erfolg, "bei uns fehlte von Beginn an die Spannung. Das war enttäuschend."

Neu-Kapitän Heiko Westermann erwischte einen gebrauchten Tag

Allerdings nur aus HSV-Sicht. Denn die 6500 Torgelow-Anhänger unter den insgesamt 8000 Zuschauern bekamen in der ersten Hälfte einiges geboten - allerdings nur von der eigenen Mannschaft. Insbesondere der frisch zum Kapitän ernannte Heiko Westermann schien bei seiner Pflichtspielpremiere für den HSV einen gebrauchten Tag erwischt zu haben. Vorsichtig formuliert. Immer wieder musste sich der ehemalige Schalker mit dem gefährlichsten Torgelower, Daniel Pankau, auseinandersetzen. Und immer wieder ging er als Verlierer aus dem Duell hervor. Zwar konnte Frank Rost in der zweiten Minute gegen den schnellen Spieler mit der Rückennummer 22 bravourös parieren, in der 43. Minute war allerdings auch die neue und alte Nummer eins machtlos. Pankau überlief Westermann schlicht und schob überlegt an Rost vorbei ein. Hätte Ruud van Nistelrooy neun Minuten zuvor nicht mit der ersten wirklich gefährlichen HSV-Aktion zum 1:0 getroffen, der HSV wäre in Rückstand geraten. Und das zu Recht. "Derartige Fehler wie in der ersten Hälfte wurden hier mit einem Gegentor bestraft", schimpfte Veh anschließend, "in der Bundesliga wäre das aber statt des 1:1 ein 1:3-Rückstand gewesen." Und einmal in Stimmung, bekam nach der Defensive auch die Offensive ihr Fett weg: "Was wir an Laufbereitschaft gezeigt haben, war zu wenig. Viel zu wenig."

+++Der HSV in der Einzelkritik+++

Dass es am Ende trotzdem reichte, lag zum einen an den schwindenden Kräften der Gastgeber und zum anderen an der brutalen Effizienz des ehemaligen Welttorjägers Ruud van Nistelrooy. Als einziger Hamburger auch von den heimischen Fans mit Sprechchören gefeiert, war es der Niederländer, der das Ergebnis dem Vier-Klassen-Unterschied anglich. Nach Paolo Guerreros 2:1-Führung kurz nach Wiederanpfiff (54.) traf van Nistelrooy zuerst im Zwei-Minuten-Takt (65. und 67. Minute), um das 5:1 mustergültig seinem ehemaligen Kapitän David Jarolim aufzulegen. "Mit dem Ergebnis können wir zufrieden sein", so Matchwinner van Nistelrooy, "mit unserem Spiel nicht. Uns ist klar, dass wir bis zum Bundesliga-Start am noch viel Arbeit vor uns haben."

Besonders in der Abwehr hat Trainer Veh noch viel Arbeit vor sich

Und die beginnt schon im heutigen Training, wenn es darum geht, die letztjährige Achillesferse des HSV nicht wieder zu einer solchen werden zu lassen: die Defensive. Die Viererkette offenbarte eklatante Abstimmungsprobleme. Sorgen macht sich Westermann dennoch nicht: "Ich habe noch einige Prozente Rückstand", gab der völlig indisponierte Innenverteidiger zu, "und ich habe mich hier dem Oberliga-Niveau in der ersten Halbzeit angepasst. Aber ich bin mir sicher, dass ich bis zum Schalke-Spiel bei 100 Prozent sein werde." Wie die Räume eng gemacht werden, hatten ihm die Torgelower ja gezeigt. Vor dem Spiel - und währenddessen.

+++Das Spiel im Liveticker zum Nachlesen+++

Greif: Greulich - Brück, Mista, Keyser, Jager - Preiß (63. Kotula), Novacic, Zschiesche (83. Grzegorczyk), Nawotke - Beck (83. Brandau), Pankau. HSV: Rost - Demel (70. Tesche), Westermann, Mathijsen, Elia - Jarolim, Ze Roberto - Petric, Guerrero, Pitroipa (70. Rincon) - van Nistelrooy (81. Choupo-Moting). Tore: 0:1 van Nistelrooy (34.), 1:1 Pankau (43.), 1:2 Guerrero (53. ), 1:3 van Nistelrooy (65.), 1:4 van Nistelrooy (67.), 1:5 Jarolim (81.). SR: Gräfe (Berlin). Z.: 8000 (ausverkauft). Gelbe Karten: Novacic.