Der Brasilianer freut sich über einen “Trainer mit Erfahrung“

Längenfeld. Den Pulli, den er nach dem anstrengenden Kraft-Zirkel ausgezogen hat, hat er neben sich gelegt, die Stutzen sind bis an die Knöchel heruntergezogen. Die ersten Versuche, die Schnürsenkel seiner Fußballschuhe zu öffnen, scheitern. Der ungemütliche Nieselregen bei kühlen 16 Grad Celsius stört Zé Roberto in diesem Moment nicht. Er bleibt einfach auf dem nassen Trainingsplatz sitzen. "Ich habe noch nie eine so lange, harte Vorbereitung mitgemacht. Sechs Wochen!", stöhnt der Südamerikaner. Aber dann lacht er schon wieder: "Wir haben Ziele. Dafür brauchen wir dieses harte Training. Und ich fühle mich besser denn je."

Und das in seiner zwölften Saison als Bundesligaprofi, voraussichtlich seiner letzten. Zumindest hatte der 36-Jährige das im Winter angekündigt. Verbunden mit dem Wunsch, mit dem HSV einen Titel zu gewinnen. "Mehr interessiert mich nicht", sagt Zé Roberto und spielt damit zugleich das Interesse am Amt des Mannschaftskapitäns herunter. Kein anderer Spieler trug in der Vorbereitung häufiger die Binde als er.

So erschöpft er nach zehn Tagen Trainingslager auch ist, Zé Robertos Aufbruchstimmung ist seinen Schmerzen überlegen. Er hat wieder Spaß am Fußball. Verletzt hatte er in der Vorsaison elf Ligaspiele verpasst. Zudem wurde ihm ein zerstörtes Verhältnis zum damaligen Trainer Bruno Labbadia nachgesagt - mit der Konsequenz eher bescheidener Leistungen in der Rückrunde. Ein Eindruck, dem Zé nicht widerspricht, den er aber vergessen machen will. "Der Spaß ist in der vergangenen Saison zu kurz gekommen. Wir spielen ein neues System und haben jetzt einen Trainer mit Erfahrung. Das ist wichtig für eine junge Mannschaft."

Die starke Konkurrenz mit Gojko Kacar, David Jarolim und Tomas Rincon auf der Position der "Doppel-Sechs" ignoriert er. "Unser neues 4-2-3-1-System ist optimal für mich. Und wir haben durch die Neuen mehr Qualität. Die Möglichkeit ist groß, einen Titel zu gewinnen."