HSV-Sportchef Frank Arnesen über sportliche Ziele, die Klubphilosophie, neue Spieler, finanzielle Probleme und Vertragsverlängerungen.

Hamburg. Sein Nationalteam musste schon abreisen. Doch Frank Arnesen ist bei der EM weiter dabei, arbeitet als Experte für den dänischen TV-Sender TV1. Auch beim deutschen Spiel heute Abend wird der HSV-Sportchef vor Ort sein. Zuvor nahm er sich Zeit für das Abendblatt.

Hamburger Abendblatt: Herr Arnesen, haben Sie bei der EM schon den neuen HSV-Spielmacher entdeckt?

Frank Arnesen: Oh ja. Ich habe hier einige gesehen, die uns helfen könnten. Aber die kommen leider nicht.

Weil sie beim HSV zu wenig verdienen können?

Arnesen: Klar. Ich unterhalte mich sehr viel mit den Beratern. Aber mehr als 'Wir müssen abwarten, bis wir Spieler verkauft bekommen' kann ich denen leider noch nicht sagen. Unsere Finanzen lassen leider nicht mehr zu.

Gibt es aktuell Gespräche mit Kandidaten für das kreative Mittelfeld beim HSV?

Arnesen: Ich bin ständig in Gesprächen, aber ich kann nichts konkretisieren.

Warum nicht?

Arnesen: Weil es noch keinen Sinn macht. Bislang liegen uns keine Anfragen für unsere Spieler vor. Und vom Aufsichtsrat haben wir die klare Marschroute zu sparen. Das ist unausweichlich - und hat seine logischen Nebenwirkungen. Ich halte es bislang so, dass ich mit den Beratern spreche und uns ins Gespräch bringe. Dass wir situationsbedingt dann oft den Kürzeren ziehen gegenüber finanzstarken Klubs, klar. Die können Fakten schaffen. Viele Spieler scheiden auch aus, weil sie international spielen wollen.

Wie reagieren die Berater denn auf den heutigen HSV?

Arnesen: Sehr positiv, weil der HSV ein großer Verein ist. Im Ausland muss ich aber vor allem unsere Situation häufiger mal erklären. Aber wenn wir mit etwas locken können, dann mit unserem Verein, der Stadt, unserer Tradition. Und mit unserer Philosophie.

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Wie sieht die aus?

Arnesen: Wir planen langfristig, weil wir wissen, dass wir aktuell keine großen Sprünge machen können. Oder besser: Wir wissen, dass es vermessen wäre, jetzt den Sprung an die Spitze zu planen. Obgleich unser Kader definitiv stark genug ist, eine deutlich bessere Saison als zuletzt zu spielen. Wir haben alle gelernt. Die jungen Spieler sind um ein Jahr Erfahrungen reicher, und auch der Trainer und ich haben die Bundesliga jetzt ein Jahr lang kennengelernt. Und wir wissen, was wir wollen.

Was genau?

Arnesen: Ich bin hergekommen, um etwas zu erreichen. Wir wollen wieder nach Europa, ganz klar. Aber das ist im Moment schwer. Dafür müssen wir den aktuellen Stand verwalten. Wir werden in zwei Jahren unsere finanziellen Fesseln gelockert und in Teilen sogar abgelegt haben. Aktuell wäre es ein Traum, wenn wir es schaffen. Aber in zwei Jahren wird es realistisch sein, wieder über europäischen Fußball zu sprechen.

Seit Anfang des Jahres tauchen immer wieder Gerüchte um Spieler wie Paolo Guerrero auf .

Arnesen: Und das ist seitdem immer nur Blablabla. Wir haben nichts Offizielles vorliegen, haben nur davon gehört. Wie bei anderen Spielern auch. Deswegen reagieren wir darauf nicht mehr.