In Mainz schaffte der gebürtige Hamburger Eric Maxim Choupo-Moting den Durchbruch - Sonnabend trifft der Angreifer auf seinen Ex-Klub HSV.

Mainz/Hamburg. Nach dem Weggang von Mladen Petric am Ende dieser Saison hat der HSV bekanntlich eine neue Planstelle im Angriff zu besetzen. Beim kommenden Gegner Mainz 05 (Sonnabend, 15.30 Uhr) gibt es mit Eric Maxim Choupo-Moting einen Kandidaten, der perfekt in das Anforderungsprofil eines Nachfolgers passen würde: 23 Jahre, 1,89 Meter groß, sieht gut aus, kann sich ausdrücken - und kicken kann er auch noch. Und wie! Für Mainz 05 erzielte der beidfüßig starke Stürmer in dieser Saison zehn Treffer und legte vier Tore auf. Zum Vergleich: Petric erzielte für den HSV in dieser Saison bei 24 Einsätzen sieben Tore (zwei Torvorlagen). Dass Choupo-Moting in allen bisherigen 32 Partien zum Einsatz kam, spricht für seine Robustheit, seine Herkunft wäre etwas für Fußballromantiker, die davon träumen, mehr Spieler aus der Region im HSV-Trikot spielen zu sehen.

Natürlich ist eine Rückkehr des gebürtigen Hamburgers völlig ausgeschlossen, schließlich packte Choupo-Moting erst im vergangenen Sommer seine Koffer und zog völlig desillusioniert in den Südwesten. Wieder einmal war es dem HSV nicht gelungen, ein großes Talent aus dem Jugendbereich zu einer Stammkraft der Profis zu entwickeln. 23 Bundesligaspiele, zwei Tore, so lautete seine wenig berauschende Einsatzbilanz. Nachdem sein Wechsel zum 1. FC Köln in der Winterpause 2010/11 wegen eines technischen Fehlers (ein Faxgerät war defekt, die Transferunterlagen kamen zu spät bei der DFL an) geplatzt war, bekam Choupo-Moting unter den damaligen Trainern Armin Veh und Michael Oenning keine Chance mehr bei den Profis.

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"Insgesamt war es eine positive Zeit, auch wenn ich im letzten halben Jahr vor meinem Wechsel einige negative Erfahrungen gesammelt habe", sagt er heute rückblickend. "Ich fand es nicht gerechtfertigt, dass ich aussortiert wurde, aber das gehört zum Profileben dazu. Ich wünsche dem HSV weiter alles Gute."

Das klingt versöhnlich, aber eine Kritik an der früheren Talentförderung beim HSV muss Choupo-Moting dann doch loswerden: "Heute ist das ja nicht mehr der HSV von früher, da viele Positionen neu besetzt wurden. Ich hatte damals den Eindruck, dass den Talenten nicht die besten Perspektiven eröffnet wurden, es fehlte an Geduld. Früher hat sich der HSV sehr an großen Namen orientiert, was schade für mich war, weil ich so nicht so viele Chancen erhalten habe. Ich hatte auch das Gefühl, dass Spieler, die eine Millionenablöse gekostet hatten, mehr Kredit bekamen." Übersetzt heißt das: Eine echte Konkurrenzsituation innerhalb des Kaders hat es zu seiner Zeit nicht gegeben.

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Als sein Vertrag auslief, war nicht nur für den Klub klar, dass es keine weitere Zusammenarbeit geben würde. "Er wollte gerne weg, da er sich woanders mehr Chancen ausrechnete", sagt Klubchef Carl-Edgar Jarchow.

Der Wechsel hat sich gelohnt, auch wenn der Start der Mainzer in die Saison holprig war. Nach etlichen Zu- und Abgängen befand sich das Team von Trainer Thomas Tuchel in der Findungsphase, Verletzungen störten den Aufbau der Mannschaft. "Aber in der Winterpause hat uns der Trainer dann neu eingestimmt, mit Mohamed Zidan und Adam Szalai haben wir einen Qualitätsschub bekommen." Das Ergebnis ist bekannt: Nach dem 0:0 gegen Wolfsburg und den erreichten 38 Punkten war der Klassenerhalt vor einer Woche endgültig perfekt. Einen Spannungsabfall vor dem Spiel gegen den HSV hat Choupo-Moting allerdings nicht beobachtet: "Wir wollen definitiv die letzten beiden Spiele gewinnen, jetzt nicht nachlassen. Unser Anspruch kann es nicht sein, nur die Klasse zu halten."

Den Anspruch lebt der Mainzer Trainer jeden Tag vor. Choupo-Moting erzählt am Telefon seiner Wiesbadener Wohnung, wie Tuchel in jeder Trainingseinheit penibel auf die nötige Konzentration achtet, dass er keine Nachlässigkeiten duldet und die Spieler immer "im Visier" habe: "Das Wichtigste für einen Spieler ist, dass er das Vertrauen des Trainers spürt. Ein Trainer soll und muss ruhig auch kritisieren, aber genauso seine Wertschätzung für den Spieler zeigen. Herr Tuchel hat mir gesagt, dass ich das notwendige Potenzial habe, und mir geholfen, an mir zu arbeiten. Ich habe viel gelernt im vergangenen Jahr." Zum Beispiel das für Mainz typische schnelle Umschalten.

Sein Durchbruch in der Bundesliga blieb auch in der Nationalmannschaft Kameruns nicht ohne Folgen. Längst ist der Angreifer als Stammspieler gesetzt. Beim 1:0-Erfolg gegen Guinea in der Qualifikation zum Afrika-Cup erzielte er in der 87. Minute das Siegtor.

Wenn Choupo-Moting am Sonnabend in der HSV-Arena aufläuft, dient er den Gastgebern deshalb als Mahnmal, die eingeschlagene Neuausrichtung auch wirklich konsequent weiterzuverfolgen. "Das langfristige Ziel lautet, jedes Jahr einen Jugendspieler an den Profibereich heranzuführen", sagt Jarchow, der allerdings realistisch bleibt: "Obwohl es Teil unserer Philosophie ist, besser darin zu werden, Spieler aus unserer Umgebung an den Verein zu binden, wird es auch in Zukunft immer wieder Fälle wie den von Choupo-Moting, Sidney Sam oder - anders gelagert - Martin Harnik (spielte bei Vier- und Marschlande, d. Red.) geben."

So könnte es am Sonnabend dazu kommen, dass ausgerechnet ein Hamburger, der als 15-Jähriger vom FC St. Pauli zum HSV kam, seinen Ex-Klub Richtung Relegation schießt. Zum Beispiel nach einem Pass von Mohamed Zidan. Auch so ein Ehemaliger.