War Uwe Seeler der größte Kämpfer aller HSV-Zeiten? Nein, er war der beste Fußballer, weil er der personifizierte Erfolg war. Hört man sich mal unter den Trainingskiebitzen im Volkspark um, dann fällt nur ein Name: Horst Heese. Ein Gigant in dieser Beziehung. Ein Mann, der mitriss, eisenhart zur Sache ging, laut wurde, wenn es nötig war. Im Januar 1972 wurde er zum Retter des HSV. Auf Geheiß von Willi Schulz nach Hamburg geholt, kam er als Mittelstürmer, räumte aber als Vorstopper rustikal ab. Horst Heese ging in die Vereinsgeschichte ein, obwohl er nur 41 Spiele für den HSV bestritt und elf Tore schoss.

Über die heutige Profi-Generation Heese, 68, kann er nur milde lächeln. Die Spieler würden verhätschelt und in Watte gepackt. "Das ist mir alles viel zu viel Schmusekurs." Sie verdienten doch alle so viel Geld, da müsse man eben Maßnahmen ergreifen, "damit die endlich mal ins Laufen kommen", sagt Heese, der die HSV-Spiele im ostbelgischen Eupen als Ehrenmitglied eines HSV-Fanklubs im Fernsehen verfolgt. Heese ist immer noch auf Ballhöhe - und auch mal für eine harte Linie: "Man kann nicht immer alles schönreden, man muss auch mal dazwischenfunken, da darf auch ruhig mal die Peitsche kommen ..." Der frühere Trainer in Frankfurt, Nürnberg, Offenbach, Fortuna Köln und Malta hatte schon im Herbst 2011 Angst um seinen HSV. Da rief er seinen Kumpel Harry Bähre an und sagte ihm: "Wir müssen etwas machen, sonst geht das in Hamburg kaputt." Aber was tun? "Warum finden andere Klubs Talente wie Götze, Reus, die Benders? Solche Spieler gäbe es sicher auch in Hamburg oder Norddeutschland, aber man muss sie auch erkennen."

Horst Heese, der dennoch von einem "guten Saisonende" ausgeht, leidet mit seinem HSV: "Selbst in Belgien lachen sie über uns - wie konnte es nur so weit kommen?"

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab