Eine Beobachtung von Florian Heil

Wenn die Einwohner des Stadtteils Winterhude pauschal einem der beiden in der Stadt ansässigen Profifußballklubs zugeordnet werden müssten, dann wohl eher dem HSV als dem FC St. Pauli. Dies wird an jedem Bundesligaspieltag deutlich, wo der an Kneipen reiche Südteil der Alsterdorfer Straße einem schwarz-weiß-blauen Fahnenmeer gleicht. Fast jede Schankwirtschaft wirbt mit dem HSV-Logo vor der Tür um die fußballfixierte Laufkundschaft.

So auch am Mittwochabend, als der HSV in Hoffenheim vor einem entscheidenden Duell um den Klassenerhalt stand. Doch irgendwas war anders als sonst. Erstaunlich viele junge Männer irrten auf der Straße auf und ab, anstatt sich die besten Plätze zu sichern. Der Grund war ernüchternd: Keine einzige Kneipe wollte das HSV-Spiel in ganzer Länge zeigen. Aufgrund des Meisterschaftskampfes zwischen dem BVB und den Bayern lief entweder die Konferenz aller fünf Spiele oder eben ausschließlich der "Gigantengipfel". Egal ob beim Portugiesenbistro, im Wettbüro, beim Kumpir-Imbiss oder in dem als HSV- und St.-Pauli-Kneipe bekannten "Same Same" - die Raute tauchte am Mittwoch nur als großer Stofffetzen vor den Türen auf. Dabei ging es für den HSV in diesem Spiel um die Existenz. Und die Szenerie spielte sich im HSV-treuen Winterhude ab, nicht etwa im St.-Pauli-dominierten Karo-Viertel. So blieb mir und vielen anderen Nicht-Sky-Kunden nur die Häppchenware der Bundesliga-Konferenz - aufgrund der 0:4-Niederlage vielleicht auch die erträglichere Variante. Doch die traurige Wahrheit ist: Die Wirte haben den HSV bereits aufgegeben.