Arnesen lobt den Aushilfskapitän, bleibt aber bei seiner Entscheidung, ihn im Sommer abzugeben

Hamburg. Auch bei David Jarolim hielt sich am Morgen danach die Lust, das Debakel des Vortags ein weiteres Mal in Worte zu fassen, in Grenzen. "Ich habe doch gestern schon alles kommentiert", sagte der Tscheche entschuldigend, stieg in sein Auto und fuhr davon. So wurde am Sonntag statt mit Jarolim lediglich über ihn, der sich als einziger Hamburger gegen Freiburg eine gute Note verdient hatte, gesprochen. "David hat einen fantastischen Charakter, er bringt immer Leistung", lobte Frank Arnesen. Seine Entscheidung, Jarolim im Sommer ziehen zu lassen, wollte der Sportchef allerdings trotzdem nicht revidieren: "Meine Entscheidung von damals ist nicht in Stein gemeißelt, aber Stand jetzt bleibt sie bestehen."

Die scheinbar unverrückbare Entscheidung, den Vertrag Jarolims nicht zu verlängern, überrascht insofern, weil der dienstälteste HSV-Profi seit Wochen der konstanteste Hamburger ist. Gegen Freiburg konnte der Jubilar, der vor seinem 250. Bundesligaspiel für den HSV einen Blumenstrauß erhielt, erneut mit den meisten Ballkontakten (94), den meisten gelungen Pässen (68), vier Torschussvorlagen und einem vorbereiteten Treffer überzeugen. Wirklich freuen konnte sich Jarolim über seine persönlichen Bestwerte allerdings nicht: "Es geht hier nur um die Mannschaft. Jedem muss klar werden, in welcher Situation wir stecken. Alles, was wir uns vorgenommen hatten, haben wir anders gemacht."

Hamburgs Zuschauer haben den 32-jährigen HSV-Oldie, der unter Gegnerfans aufgrund seiner provozierenden Spielart als einer der unbeliebtesten Bundesligaprofis gilt, längst in ihre Herzen geschlossen. Bereits vor der Partie wurde Jarolim mit Sprechchören gefeiert, nach der Partie als einziger mit Applaus verabschiedet. Bevor sich die Anhänger aber endgültig im Mai von ihrem Liebling verabschieden, will dieser noch den Abstieg vermeiden: "Ich werde alles tun, die Klasse zu halten."

Die große Frage, wer Jarolim in der kommenden Saison ersetzen soll, dürfte erst nach dem faktischen Klassenerhalt beantwortet werden. So verriet Arnesen unlängst, dass er eine Verpflichtung von Basels Supertalent Granit Xhaka noch immer nicht abgehakt, die Verhandlungen mit Alternativkandidaten aber längst aufgenommen habe. Das Problem: Mit Zusagen kann Arnesen erst nach dem Klassenerhalt rechnen. Als beschlossen gilt dagegen, dass es weder mit Robert Tesche noch mit Gojko Kacar eine interne Nachfolgeregelung geben wird. Beide konnten ihre Chancen nicht nutzen.