Als Trainer führte der Däne den HSV zum 2:1-Sieg gegen die Breisgauer. Sonnabend hofft er auf einen ähnlichen Erfolg - als Sportchef.

Hamburg. Den 16. Oktober des vergangenen Jahres wird Frank Arnesen so schnell nicht vergessen. "Es war ein unglaublich warmer Tag", sagt der Sportchef, der ungewollt an jenem Spätsommertag als erfolgreichster HSV-Trainer in die Vereinsgeschichte eingehen sollte. "Von mir aus kann es für alle Ewigkeiten dabei bleiben, weil es bedeuten würde, dass ich nie wieder als Trainer einspringen muss", sagt Arnesen, der damals beim glücklichen 2:1-Sieg in Freiburg für ein Spiel als Interimstrainer aushelfen musste, weil er erst einige Tage später in seiner Funktion als Sportchef Thorsten Fink als neuen Cheftrainer präsentieren konnte. "Ich bin froh, dass es bei nur einem Spiel für mich als Trainer geblieben ist. Aber das Ergebnis kann an diesem Wochenende gerne das gleiche sein."

+++Mancienne darf ran+++

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Fünf Monate später und kurz vor dem Rückspiel gegen den SC Freiburg an diesem Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) sitzt Arnesen entspannt in seinem Büro im ersten Stock der Imtech-Arena. Auf dem Flachbildfernseher an der Wand laufen Sportnachrichten, auf dem Konferenztisch steht eine Teekanne mit seinem Namen. "Ich habe etwas zu hohes Cholesterin, deswegen trinke ich fast ausschließlich Pfefferminztee statt Kaffee", sagt der 55-Jährige, der "abwarten und Tee trinken" aber keineswegs zu seinen Lebensweisheiten zählt. "Ich bin damals ein extrem großes Risiko eingegangen", sagt er, "es hätte durchaus passieren können, dass Fink erst im Winter zu haben gewesen wäre. Und ich will gar nicht erst darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn ich als Interimstrainer fünf Spiele in Folge nicht gewonnen hätte."

Bekanntlich kam alles ganz anders. Nur einen Tag später unterschrieb Fink einen Vertrag als Cheftrainer, Arnesen durfte sich als unbesiegter Interimstrainer wieder auf seine Rolle als Sportchef konzentrieren. An die Tage als Teilzeittrainer denkt er - zumindest im Nachhinein - aber doch gerne zurück. "Irgendwie hat es ja auch Spaß gemacht", sagt Arnesen, der es sich nicht nehmen lässt, gestenreich an der Taktiktafel in seinem Büro noch mal seine Trainingseinheiten in den Tagen vor dem Spiel in Freiburg nachzuerzählen.

Sehr intensiv habe er beispielsweise einen Plan B trainieren lassen. "Wir haben immer wieder die Situation, dass nur noch zehn Minuten zu spielen sind und wir 0:1 hinten liegen, einstudiert", sagt Arnesen, und schiebt eifrig Magnete, die seine Spieler darstellen sollen, hin und her. Auch über seine Ansprache in der Kabine habe er länger nachgedacht, sich dann aber doch dafür entschieden, einfach "durch mein Herz" zu sprechen. "Alle Jungs wussten, dass es um verdammt viel geht", sagt Arnesen, "genau das habe ich noch mal verdeutlicht." Mit einem Schmunzeln erinnert er sich daran, wie Ivo Ilicevic, der Siegtorschütze zum 2:1, erst nach der letzten Trainingseinheit noch in den Kader gerutscht ist. "Eigentlich sollte Ivo zu Hause bleiben. Wir wollten Romeo Castelen mitnehmen", sagt Arnesen. Während Castelen im Abschlusstraining aber plötzlich völlig von der Rolle war, konnte Ilicevic Arnesen, Frank Heinemann und Rodolfo Cardoso, das Ein-Spiel-Trainerteam, restlos überzeugen. Man könnte Arnesen stundenlang dabei zuhören, wie er über das Gestern redet. Der Skandinavier will sich aber viel lieber mit dem Hier und Jetzt beschäftigen. "Ein Sieg gegen Freiburg an diesem Wochenende ist aufgrund der Tabellensituation mindestens genauso wichtig wie in der Hinrunde", sagt Arnesen, dem sein Nachfolger uneingeschränkt zustimmt. "Wir haben die große Chance, uns mit einem Sieg von den Abstiegsplätzen ein wenig zu entfernen", sagt Fink, "diese Möglichkeit wollen wir nutzen."

Dabei will sich der 44-Jährige auch nicht durch die angespannte Personallage aus dem Konzept bringen lassen. Obwohl Heiko Westermann, Dennis Aogo und Jacopo Sala ausfallen, Gojko Kacar (Oberschenkel) das Freitag-Training abbrach und Marcell Jansen (Kapseleinriss) noch angeschlagen ist, setzt Fink auf seine vertraute Taktik. Jeffrey Bruma und Michael Mancienne sollen erstmals in der Bundesliga die Innenverteidigung bilden, Gökhan Töre feiert auf der rechten Seite sein Startelfcomeback. Sollte Slobodan Rajkovic für Jansen links verteidigen, baut Fink erstmals vier ehemalige Chelsea-Spieler ein. "Jeder von uns weiß ganz genau, worum es in diesem Spiel geht", sagt Bruma und erinnert daran, dass die Spieler beim 2:1 mindestens genauso unter Druck standen, "Frank Arnesen hat uns als Trainer ziemlich hart rangenommen, aber er hat an uns geglaubt."

So richtig glauben kann Arnesen allerdings nicht, dass gerade mal fünf Monate seit seinem - vorerst - einmaligen Ausflug auf die Trainerbank vergangen sind. "Es kommt mir vor, als wenn das schon Jahre her ist."