Ein Kommentar von Alexander Laux

An richtigen Vorsätzen hat es Paolo Guerrero nicht gemangelt. Er wolle ein Vorbild für die jungen Spieler sein, sagte er im Februar: "Das muss ich zeigen und korrekt werden." Sich endlich befreien vom Image des Skandalprofis lautete das Ziel, das in weite Ferne gerückt ist. Zu brutal und inkorrekt war sein von Frust geprägtes Foul an Stuttgarts Torwart Ulreich.

Erschwerend für Guerrero kommt hinzu: In unserer digitalisierten Welt verjähren Vorstrafen nicht. Wer Unrechtes getan hat wie Guerrero 2010 bei seinem Flaschenwurf gegen einen Zuschauer, wird es in seinem Leben nie mehr los. Der 28-Jährige wird deshalb immer ein Wiederholungstäter sein, dessen neue Vergehen schärfer bewertet werden als die von anderen Spielern. Ein Beispiel: Als sich Rafael van der Vaart 2006 in Bochum zu einem - nicht ganz so üblen - Frustfoul hinreißen ließ, gab es vier Spiele Sperre. Und gut. Anders als es jetzt bei Guerrero ganz sicher geschehen wird, gab es damals keine Diskussionen darüber, ob der Niederländer noch tragbar für den HSV ist.

Ganz klar: Guerrero wird zu Recht lange büßen müssen für seinen Ausraster. Er muss zuschauen, kassiert keine Prämien, muss eine hohe vereinsinterne Strafe bezahlen. Vielleicht in naher Zukunft noch mal für einen internationalen Topverein spielen zu dürfen wird immer unwahrscheinlicher. Das ist Strafe genug. Das System unserer Gesellschaft basiert darauf, dass jeder Mensch die Chance erhält, neue Vorsätze umzusetzen. Das gilt nebenbei bemerkt auch für diejenigen HSV-Fans, die Guerrero nach dem Platzverweis mit Sprechchören feierten und Torwart Ulreich auspfiffen.