Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagte einst Michail Sergejewitsch Gorbatschow. Gilt für alle Lebenslagen, besonders für Profi-Fußballer. Und speziell für jene Kicker, die einst von einer großen Karriere beim HSV geträumt haben, dann aber nie den Durchbruch geschafft haben und deswegen zum nächsten Klub zogen. An diesem Wochenende trifft der HSV auf ein solches Paar: die Hertha-Spieler Änis Ben-Hatira und Tunay Torun. Letzterer ist türkischer Nationalspieler geworden, schaffte drei Länderspiel-Einsätze - der letzte davon fand am 9. Februar 2011 statt, damals spielte er noch beim HSV.

Keine oder kaum Einsätze, nur weg! Nach diesem Motto handelten in der Vergangenheit viele (Wahl-)Hamburger. Im Hinterkopf habend: "Die hier verkennen mein Talent total, ich werde denen schon woanders zeigen, dass sie mich nicht verdient haben ..."

Ein bisschen mehr Geduld, eine bessere und vor allem kämpferischere Einstellung zum Job, das wäre oft wünschenswert. Dazu nicht zu früh zurücklehnen, nicht gleich mit dem Erreichen des Minimalziels zufriedengeben. Spielerberater könnten Hilfestellung leisten, aber da sie bei jedem Wechsel mitverdienen, ist darauf kaum zu hoffen.

Beim HSV sind in der jüngeren Vergangenheit einige junge Leute mit großen Rosinen im Sack zu anderen Arbeitgebern gewechselt. Allerdings hat es höchst selten einmal mit einem Happy End geklappt. Erik-Maxim Choupo-Moting ging frohen Mutes nach Mainz: 18 Einsätze, davon acht Ein- und zwei Auswechslungen. Kai-Fabian Schulz galt als Abwehrtalent (Junioren-Nationalspieler), spielt heute für Jena. Macauley Chrisantus stürmt für den FSV Frankfurt (zuvor KSC). Durchbruch in Liga zwei? War nie dabei. Alexander Laas ist bei RB Leipzig gelandet, Timo Kunert bei Rot-Weiß Oberhausen, Preston Zimmermann bei Darmstadt 98, Christian Groß in Babelsberg.

Immerhin: Maximilian Beister ging in Düsseldorf einen ganz steilen Weg nach oben. Und der einzige Nachwuchsspieler, der beim HSV scheiterte und dennoch eine große Karriere machte, ist Vadis Odjidja-Ofoe: belgischer Nationalspieler des FC Brügge, Marktwert sechs Millionen Euro. Beim HSV einst mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Ein Zustand, an den sich der Niederländer Eljero Elia wohl gewöhnt hat. Der Flügelflitzer ging für neun Millionen zu Juventus, wollte die Welt erobern - und schaffte bislang ganze zwei Einsätze für die "alte Dame".

Quintessenz: Als Spieler sollte man den Kopf einschalten, das könnte vor Selbstüberschätzung bewahren. Und auch der HSV sollte nachdenken - und bessere Spieler suchen. Damit Talente, die den Weg nach Hamburg gefunen haben, tatsächlich Stammspieler werden. Und zwar beim HSV.

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab