Stuttgarts Aufsichtsratschef Dieter Hundt spricht über seinen alten und Hamburgs neuen Trainer. Er beschreibt Armin Vehs Stärken.

Hamburg/Stuttgart. Vor vier Jahren holte VfB-Aufsichtratschef Dieter Hundt Armin Veh als "Übergangstrainer" (O-Ton Hundt) nach Stuttgart, vor drei Jahren wurden beide Deutscher Meister und vor zwei Jahren musste der mächtige Chefkontrolleur Veh wieder entlassen. Im Abendblatt erklärt Hundt, warum Veh für den HSV jetzt genau der richtige Trainer ist.

Abendblatt:

Herr Hundt, waren Sie froh, als Sie erfahren haben, dass der HSV Armin Veh als Trainer verpflichtete?

Dieter Hundt:

Zumindest war ich nicht überrascht. Ich wusste ja, dass der HSV bereits Interesse an Armin Veh hatte, als er noch beim VfB unter Vertrag stand. Allerdings weiß ich nicht, warum ich unbedingt froh darüber sein soll...

...weil der HSV auch Interesse an Stuttgarts Christian Groß gehabt haben soll.

Mir ist es wichtig, dass man bestehende Verträge im deutschen Fußball wieder mehr respektiert. Deswegen hatte ich mich auch zu keinem Zeitpunkt mit einem möglichen Wechsel Christian Groß' zum HSV beschäftigt. Und mit Armin Veh hat der HSV sicherlich die richtige Entscheidung getroffen.

Was zeichnet Veh als Trainer aus?

Bei uns hat Veh gezeigt, dass er ein geschultes Auge für talentierte Fußballer hat. Er hat den Begriff der "jungen Wilden" beim VfB sehr erfolgreich umgesetzt, hat Mario Gomez, Serdar Tasci und Sami Khedira zum Durchbruch verholfen. Auch Andreas Beck, der mittlerweile in Hoffenheim spielt, hat unter Veh sein erstes Bundesligaspiel absolviert. Veh setzt auf die Jugend.

Nachdem Veh einen schwächelnden VfB 2006 übernahm, wurde Stuttgart im Jahr darauf Deutscher Meister. Dürfen sich die HSV-Fans also schon mal auf die erste Meisterschaft seit 1983 freuen?

Tatsächlich gibt es einige Parallelen zwischen der damaligen Situation des VfB und der heutigen Lage des HSV. Bevor wir Veh verpflichteten, schlossen wir die Saison auf einem deprimierenden neunten Platz ab. Die Tatsache, dass wir uns nicht für das internationale Geschäft qualifizierten, war für uns ähnlich enttäuschend wie für den HSV in diesem Jahr. Es hatte aber den großen Vorteil, dass Armin Veh mit der Mannschaft in der Meistersaison keine Doppelbelastung hatte. Den gleichen Vorteil hat Veh nun mit dem HSV.

Sie hatten Veh kurz nach seiner Verpflichtung 2006 als Übergangslösung bezeichnet. Glauben Sie, dass er beim HSV zu einer Dauerlösung wird?

Ich traue ihm durchaus zu, längerfristig beim HSV Erfolg zu haben. Er ist sehr geradlinig und korrekt, geht immer seinen Weg.

Warum haben Sie ihn dann trotzdem ein Jahr nach der Meisterschaft entlassen?

Leider hatten wir bereits mehrfach in Stuttgart die Situation, dass die Mannschaft nach einer erfolgreichen Saison im Jahr darauf in ein Loch gefallen ist. Es gibt keine rationalen Gründe für diese Einbrüche.