Bei Abendblatt-Umfrage werden Matthäus und Hrubesch favorisiert

Hamburg. Die erste Bewerbung quoll bereits am frühen Morgen aus dem Faxgerät der HSV-Geschäftsstelle. Ein ehemaliger Nationalspieler bekundete schriftlich sein Interesse an der Nachfolge des entlassenen Cheftrainers Bruno Labbadia. Der Job beim Traditionsklub ist unverändert begehrt, auch wenn er inzwischen fast im Jahrestakt neu ausgeschrieben wird.

Die Umfrage bei www.abendblatt. de fiel gestern (Stand 20 Uhr) überraschend aus. 32 Prozent der insgesamt 15106 Nutzer - Rekord bei einer Umfrage von abendblatt.de - votierten für Lothar Matthäus. Der Rekord-Nationalspieler gilt jedoch wegen seiner Neigung zu ständigen Wechseln im Job wie im Privatleben als chancenlos.

Den zweiten Rang belegt mit Horst Hrubesch ein HSV-Urgestein. Der Trainer der DFB-U20-Mannschaft erhielt 28 Prozent. Intern werden Hrubesch indes nur wenig Chancen eingeräumt, obwohl er mit Junioren-Teams Erfolge feierte. Das Problem des Nationalstürmers: Seine Zeit als Vereinstrainer liegt lange zurück. Dort betreute er Rot Weiß Essen (1986 bis 1988) und Dynamo Dresden (1994/95).

Die Suche nach dem neuen Trainer gleicht der Quadratur des Kreises. Gewünscht wird ein gestandener Coach, der keine Disziplinlosigkeiten im schwierigen HSV-Kader zulässt und dennoch im Gegensatz zum sehr sturen Bruno Labbadia die nötige Portion Lockerheit mitbringt. Zudem muss der neue Cheftrainer mit dem designierten Sportchef Urs Siegenthaler kompatibel sein. Siegenthaler, der nach der WM aus dem DFB-Trainerstab zum HSV wechseln wird, gilt als Verfechter des Offensivfußballs mit dem ausgeprägtem Wunsch, Talente aus dem eigenen Nachwuchs zu fördern. Zudem wird Siegenthaler bei der zukünftigen Kaderplanung vor allem auf deutschsprachige Profis bauen.

Bundestrainer Joachim Löw, mit dem Siegenthaler auch privat befreundet ist, würde diese Kriterien perfekt erfüllen. Allerdings will er erst nach der WM entscheiden, ob er seinen auslaufenden Vertrag nach der WM verlängern wird. Und dies ist definitiv zu spät für den HSV. Schließlich steht der Kader vor einem Umbruch; der Vorstand will sich nach dem Saisonende von mehreren Spielern trotz laufender Verträge trennen. Nicht vorstellbar, dass diese Entscheidungen getroffen werden, ohne den neuen Cheftrainer einzubinden.

Intensiv Gedanken macht man sich in der HSV-Chefetage über Steve McClaren, der beim holländischen Erstliga-Klub Twente Enschede mit Erfolg arbeitet. Twente belegt trotz bescheidener finanzieller Möglichkeiten momentan den ersten Rang, was beim HSV wohlwollend registriert wird. McClarens Problem: Der ehemalige englische Nationaltrainer spricht kein Deutsch; für den HSV-Vorstand eigentlich ein K.o.-Kriterium. Denkbar wäre nur eine Kombination mit einem starken deutschen Co-Trainer.