London. "Ich hoffe nicht, dass wir durch Hölle und Hochwasser gehen müssen", hatte Roy Hodgson im Anschluss an das 0:0 im Ligaduell gegen die Wolverhampton Wonderers gesagt. Der Fulham-Trainer appellierte an die Uefa, "die richtige Entscheidung zu treffen" und regte eine Verschiebung des Halbfinal-Hinspiels um eine Woche an. Doch in Nyon kannte man kein Pardon: "The show must go on", befand man in der Zentrale des europäischen Verbands am Genfer See. Dem Londoner Klub droht angesichts der Vulkanasche über Nordeuropa diese Woche ein knapp zehnstündiger 926-Kilometer-Trip mit Bus und Fähre nach Hamburg - falls die britische Luftsicherung nicht doch noch rechtzeitig grünes Licht gibt. Am Montagabend sah es immerhin so aus, als ob das Flugverbot auf der Insel im Laufe des Dienstags gelockert werden könnte.

"Wir können noch immer nicht bestätigen, ob die für Mittwoch und Donnerstag geplanten Flüge die Starterlaubnis erhalten werden", sagte ein Sprecher der "Cottagers", es gäbe aber Pläne für den Notfall. Konkreter wollte der Offizielle auf Nachfragen nicht werden, viele echte Alternativen würde Fulham allerdings sowieso nicht haben. Ob der Mannschaftsbus den Ärmelkanal zunächst auf einem Schiff von Dover oder im Eurotunnel-Zug von Folkestone aus über- beziehungsweise unterquert, fällt zeitlich kaum ins Gewicht. Hölle und Hochwasser würden hier, wenn man so will, zusammen kommen. Ein bisschen, wenigstens.

"Die Mannschaft wird es schon irgendwie nach Hamburg schaffen, aber mir tun die 2000 Fans Leid, die mit uns reisen wollen", sagte Hodgson. Der 62-Jährige befürchtete zudem eine Benachteiligung für sein Team für den Fall, dass die Hamburger zum Rückspiel im Craven Cottage ohne ähnliche Probleme anreisen würden.

Wer den vielgereisten Routinier auf der Trainerbank der West-Londoner kennt, wird den Eindruck nicht los, dass ihm die Diskussion um die möglichen Reisestrapazen gar nicht so unrecht kommt. Hodgson hat seine Mannschaft schon die ganze Europacup-Saison über höchst erfolgreich als krasse, quasi chancenlose Außenseiter charakterisiert. Vor dem Auftakt in der Gruppenphase deutete der mit Inter Mailand vor 13 Jahren im Uefa-Pokal-Finale gegen Schalke unterlegene Fußballlehrer an, dass sein Team unmöglich die Doppelbelastung verkraften würde. Hodgson erweckte den Eindruck, sich am liebsten eher früh als später aus dem internationalen Geschäft verabschieden zu wollen. "Eine Mannschaft wie Fulham kann die Europa League nicht gewinnen, wir träumen erst gar nicht" insistierte er noch drei Monate später, kurz bevor die für Premier-League-Verhältnisse günstig zusammen gestellte Truppe mit einem Auswärtssieg beim FC Basel in die Zwischenrunde einzog.

Siege gegen Schachtjor Donezk, Juventus Turin und den VfL Wolfsburg haben die Situation grundsätzlich verändert. "Wir können Geschichte schreiben", sagte Hodgson. Und Verteidiger Aaron Hughes ist mit den Gedanken ganz schon beim zweiten möglichen Spiel in Hamburg, dem Finale. "Es wäre fantastisch, wenn wir den Pokal holen könnten", sagte der Nordire, "bei uns in der Truppe hat zuvor kaum jemand irgendeinen Titel gewonnen."